Poesie. — Die Glegie.
8. Die Vöglein in den Zweigen,
1. Dort ist so tiefer Schatten: Sie singen treu dich ein.
Du schläfst in guter Ruh'; 3. Und, wie in goldnen Träumen,
Es dedt mit grünen Matten Geht linder Frühlingswind,
Der liebe Gott dich zu. Singt in den stillen Bäumen.
2. Die alten Weiden neigen Schlaf wohl, mein süßes Kind!
Sich auf dein Bett herein;
493. A. Gr. v. Platen: Der Pilgrim v. St. Just.
1. Nacht ist's, und Stürme sausen Mehr, als die Hälfte dieser Welt, war
für und für, mein.
Hispanische Mönche! schließt mir auf die 5. Das Haupt, das nun der Schere
Thür. sich bequemt,
2. Laßt hier mich ruhn, bis Glocken- Mit mancher Krone ward's bediademt.
ton mich weckt, 6. Die Schulter, die der Kutte nun
Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt. sich bückt,
3. Bereitet mir, was euer Haus ver- Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt.
mag, 7. Nun bin ich vor dem Tod den
Ein Ordenskleid und einen Sarkophag. Todten gleich
4. Gönnt mir die kleine Zelle, weiht Und fall' in Trümmer, wie das alte
mich ein, Reich.
7. Das Lehrgedicht.
a. Die Wistel.
494. W. v. Goethe: Zweite Epistel.
Würdiger Freund! du runzelst die Stirn, dir scheinen die Scherze
Nicht am rechten Orte zu sein: die Frage war ernsthaft,
Und besonnen verlangst du die Antwort; da weiß ich, beim Himmel!
Nicht, wie eben sich mir der Schalk im Busen bewegte
Doch ich fahre bedächtiger fort. Du sagst mir: So möchte
Meinetwegen die Menge sich halten im Leben und Lesen,
Wie sie konnte: doch denke dir nur die Töchter im Hause,
Die mir der kuppelnde Dichter mit allem Bösen bekannt macht.
Dem ist leichter geholfen, verset ich, als wohl ein Andrer
Denken möchte. Die Mädchen sind gut und machen sich gerne
Was zu schaffen. Da gieb nur dem einen die Schlüssel zum Keller,
Daß es die Weine des Vaters besorge, sobald sie, vom Winzer
Oder vom Kaufmann geliefert, die weiten Gewölbe bereichern.
Manches zu schaffen hat ein Mädchen, die vielen Gefäße,
Leere Fässer und Flaschen in reinlicher Ordnung zu halten.
Dann betrachtet sie oft des schäumenden Mostes Bewegung,
Gießt das Fehlende zu, damit die wallenden Blasen
Leicht die Oeffnung des Fasses erreichen, trinkbar und helle
Endlich der edelste Saft sich künftigen Jahren vollende.
Unermüdet ist sie alsdann, zu füllen, zu schöpfen,
Daß stets geistig der Trank und rein die Tafel belebe.
Laß der andern die Küche zum Reich, da giebt es, wahrhaftig!
Arbeit genug, das tägliche Mahl durch Sommer und Winter
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