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3. Gott grüsst manchen, der ihm nieht dankt.
Gott grüht manchen, der ihm nicht dankt. Zum Beispiel,
wenn dich früh die Sonne zu einem neuen, kräftigen Leben
weckt, so bietet er dir: Guten Morgen!“ — venn sich des Abends
dein Auge zum erquicklichen Schlummer schliebt: „Gute Nacht!“
Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt
er: „Wohl bekomm's!“ Wenn du eine Gefahr noch zur rechten
Zeit entdeckst, so sagt er: „Nimm dich in acht, junges RKind
oder altes Kind, und kehre lieber um!“ Wenn du am schönen
Maitag im Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und
es ist dir wohl, sagt er: „dei willkommen in meinem Schlob-
garten!“ Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf einmal
wunderlich im Herzen und naßh in den Augen, und du denkst:
Ich will doch anders werden, als ich bin, — so sagt er: „Merkst
du, wer bei dir ist?“ Oder du gehst an einem offenen Grabe
vorbei, und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, ob
du katholisch oder evangelisch bist, und sagt: „Gelobt sei Jesus
Ohristl
Also grühßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und
nieht danbkt.
Hebel.
4. Geduld.
1. Gs zieht ein stiller Engel 83. Er macht zu linder Wehmut
durch dieses Erdenland; den herbsten Seelenschmerz
zum Trost für Erdenmängel und taucht in stille Demut
hat ihn der Herr gesandt. das ungestüme Herz.
In seinem Blick ist Frieden Er macht die finstre Stunde
und milde, sanfte Huld; allmählich wieder hell;
o folg ihm stets hienieden, er heilet jede Wunde
dem Engel der Geduld! gewiß, wenn auch nicht schnell.
2. Er führt dich immer treulich 4. Er zürnt nicht deinen Thränen,
durch alles Erdenleid wenn er dich trösten will;
und redet so erfreulich er tadelt nicht dein Sehnen,
von einer schonern Zeit. nur macht er's fromm und still.
Denn willst du ganz verzagen, Und wenn im Sturmestoben
hat er doch guten Mut; du murrend fragst: „Warum?“ —
er hilft das Kreuz dir tragen so deutet er nach oben,
und macht noch alles gut. mild lächelnd, aber stumm.