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tugal von Spanien los, und ein eingebornes Geschlecht, Bra-
ganza, bestieg den Thron. Bei dem Einfalle der Franzosen in
Portugal 1807 floh die Königsfamilie nach Brasilien und resi-
dirte dort bis 1821, wo eine im Mutterlande ausgebrochene Re¬
volution sie nach dem denselben zurückberief. Seitdem haben
anhaltende Bürgerkriege, die sich so eben erneuern, das Land
sehr heruntergebracht.
Das eigentliche Hauptland Portugal liegt zwischen 8 — 11°
L., 37 — 42° Br. 1S00 Q. M., gegen 4 Mill. Einw. — Die
Gebirge sind größtentheils Fortsetzungen der spanischen, wie Serra
de Gerez, Serra de Estrella mit der Serra de Cintra
und dem Cap Rocca, Serra de Monchique (ke) mit dem
Cap St. Vincent. Außer den 3 Hauptflüssen Duro (spanisch
Duero), Tejo (spanisch Tajo), Guadiana sind noch der Min h o,
der Mondejo und der Sado, zu merken. Der Boden ist im
Ganzen fruchtbar, bedarf aber noch fleißiger Hände zum Anbau.
Das Klima wird durch die Nähe des Meeres sehr gemäßigt.
Produkte: Die Gebirge enthalten mancherlei Mineralien, wer¬
den aber nicht bearbeitet. Seesalz wird in Ueberfluß gewonnen,
ferner Wein, Rosinen, Baumöl, Seide, Honig und Wachs, Sar¬
dellen, Thunfische, Maulesel, das vorzüglichste Lastthier, Schafe
mit guter Wolle. Fabriken: Am bedeutendsten sind die We¬
bereien von seidenen und wollenen Zeugen, Leinwand, die Gerbe¬
reien und die Fayencefabr; viele werden aber von Ausländern be¬
trieben, und die wenigsten sind zureichend für des Landes eige¬
nes Bedürfniß. Der Handel wird durch schlechte Landstraßen
erschwert und könnte weit mehr Gewinn bringen, wenn der, wel¬
chen die Portugiesen selbst führen, sich nicht bloß auf ihre Kolo¬
nien beschränkte: der Handel nach den europäischen Staaten ist
ganz in den Händen der Ausländer, besonders der Britten. Aus¬
fuhr: Wein, edle Früchte, etwas Seide und Wolle, Kork und
Seesalz; Einfuhr: Hauptsächlich Getreide, gesalzene Fische und
Manufakturwaaren aller Art. Der Portugiese ist rauh, stolz
und aufgeblasen, dabei lebhaft, leichtsinnig, geschwätzig, rachgierig,
titelsüchtig, träge und unwissend. Mit Musik beschäftigt man
sich am meisten. Herrschende Religion ist die katholische, je¬
doch wird jede andere im Lande geduldet. Die Klöster sind jetzt
zwar aufgehoben, aber Unwissenheit und Aberglauben herrschen
noch im Volke; die Schulen sind in schlechtem Zustande, und
die Festtage und der Hang zum Müßiggänge sind Hindernisse
der Betriebsamkeit. Die Verfassung ist beschränkt monarchisch
(Königin Donna Maria da Gloria, Schwester des Kaisers
von Brasilien, verm. mit einem koburgischen Prinzen). In den
neueren Umwälzungen ist für die Verwaltung auch eine neue
Eintheilung eingeführt, aber die alten Bezeichnungen werden doch
bleiben.