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46. Wie Springehoch nicht warten konnte. Von Helene Binder
5 Kinder, die Nüsse werden bald reif sein, und wenn ihr
artig seid, dürft ihr morgen mit pflücken und einsammeln
helfen für den langen Winter,“ sagte Frau Eichhorn. „Darf
ich nicht einmal kosten? Ich möchte so sehr gern!“ fragte Springe—
hoch, der älteste Sohn. „Nein, bewahre, Nüsseknacken ist noch
nichts für kleine Kinder, die müssen warten lernen. Tanzt noch
einmal den Baum hinauf und hinunter! Dann ist die Turn—
stunde für heute aus, und ihr könnt ins Nest kriechen. Gute
10 Nacht, Springehoch! Schlaf wohl, Rotpelz! Ich will noch ein—
mal in die Nachbarschaft!“ rief Frau Eichhorn, und hui! war sie
verschwunden.
Die zwei Kleinen tanzten fröhlich noch einmal auf den
schwanken Zweigen hinauf und herab, und dann gingen sie
i5 ins Nest. Rotpelz, die folgsame kleine Schwester, kroch gleich
hinein; aber Springehoch blieb vor der Tür sitzen und schaute
immer wieder nach den Nüssen, die gerade an dem Hause hingen.
„Ich möchte wissen, warum ich nicht kosten soll! Ich bin doch
groß genug dazu. Eine Nuß pflück' ich doch!“
20 Und wie gesagt, so getan. Wie Springehoch sah, daß Rot—
pelzchen schon die Augen zu hatte, nahm er eine Nuß zwischen
die Vorderpfoten, gerade wie es die Mutter immer tat, schälte
die grüne Hülle ab und biß hinein. Knack, knack! ging's in die
harte Schale; aber knack, knack! ging's auch an Springehochs
25 Zähnen, und au! die zwei schönen weißen Oberzähne brachen ab
und fielen hinunter auf die Erde.
„Siehst du,“ sprach Mutter Eichhorn, als sie nach Hause
kam und die Geschichte hörte, „nun hast du Zahnweh und kannst
nicht schlafen und mußt mit dem Nüsseknacken warten, bis die
Zähne wieder gewachsen sind. Rotpelz aber darf schon in ein
paar Tagen fröhlich mitschmausen!“
Binder, Fürs lleine Volk.