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Flur viel schöner als künstliche Blumen von der Putzmacherin in
der Stadt oder aus einem teuern Modeladen.
Je nach Land und Boden, Klima und Witterung giebt es ver—
schiedene Kartoffelarten. Man hat bis jetzt über fünfhundert Kartoffel—
sorten unterschieden. Es gehört schon etwas dazu, alle diese Sorten
nach ihren Namen und Merkmalen zu kennen.
In manchen Jahren geraten die Kartoffeln nicht. Das ist dann
allemal ein Leid für den Bauersmann und für seine Kartoffelkunden
in der Stadt. Zu nasse, kalte Witterung sagt dem Wachstum der
Kartoffel nicht zu. Viel Sonnenschein und Wärme, dann und wann
fruchtbarer Regen, das sind der Kartoffel beste Nährer und Er⸗
zieher.
Das größte Leidwesen widerfährt jedoch dem Menschen, wenn
Krankheiten das nützliche Gewächs heimsuchen, wie das schon seit
einer langen Reihe von Jahren geschehen ist. Man hat sich alle Mühe
gegeben, die Ursache der Kartoffelkrankheit kennen zu lernen, damit
an sich gegen den bösen Feind wappnen könne. Aber bis jetzt hat
weder der Naturforscher das Wesen der Krankheit genau erkannt,
noch der Landmann sein Kartoffelfeld vor Ansteckung zu bewahren
gewußt. Das jedoch weiß man, daß bei der Kartoffelkrankheit stets
ein Pilz, den man mit bloßem Auge gar nicht wahrnehmen kann,
auftritt. Dieser Pilz, kleiner als das Schimmelpflänzchen im faulenden
Brot oder als der, welcher die Tinte überzieht, wird vom Winde
hin und her getrieben. Mit seinen feinen Würzelchen dringt er zuerst
das weiche Kartoffelkraut ein, wächst hier rasch auf, vermehrt sich,
greift nach dem Kraut den Stengel an, gleitet dann am Stengel
hinunter in den Boden zu den Knollen und übt hier sein Zerstörungs—
Derk aus. Und dieser winzig kleine Pilz ist mächtig genug, um die
Kartoffelernte ganzer Lünder zu vernichten, sogar Hungersnot über
weite Landstrecken zu bringen.
Es ist sonderbar, daß die Kartoffel zu einer Pflanzenfamilie
gehört, deren Mitglieder meist giftige Eigenschaften besitzen. Auch die
jungen Triebe der Kartoffelknollen, wie sie im Keller auswachsen,
enthalten ein Gift, welches seine Wirkung bei Tieren, denen diese
Schößlinge zum Futter gereicht wurden, schon oft genug gezeigt hat.
Sonst ist es mit dem Kartoffelgift so schlimm nicht; man ißt ja auch
die Knollen nur gekocht und giebt dem Vieh das rohe Kartoffelkraut
nicht gern zum Futter. Vor allem aber hüte man sich, in die grünen
Beeren hineinzubeißen, welche am Stengel herabhängen. Diese Beeren
sind die eigentlichen Früchte der Kartoffeln, welche auch den Samen