Full text: Lesebuch für die Oberklassen evangelischer Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

— 463 
Zeiten der Not, ein Zeichen durch Feuer. Wenn indes von einem 
Hügel zum andern über einen ganzen Landstrich hin die Flammen 
der Notfeuer sich erhoben, da konnten diese denen, welche sie sahen, 
doch nichts weiter über die Ursache der Not mitteilen. Einander seine 
Gedanken und zwar fast mit der Schnelligkeit des Gedantens selber 
mitzuteilen, das ist möglich geworden durch die Erfindung der Tele— 
graphie, d. i. der Fernschreibkunst. Das Werkzeug, dessen man sich 
dazu bedient, heißt der Telegraph, d. i. Fernschreiber. 
Diejenigen Telegraphen, welche man früher benutzte, waren 
Apparate mit Gliedern. Sie wurden an geeigneten Punkten aufge⸗ 
stellt, und vermittelst der verschiedenen Stellungen ihrer Glieder drückte 
man in einer verabredeten Weise Buchstaben, Silben und ganze 
Wörter aus. So war eine Unterredung zwischen Menschen möglich, 
welche durch ein feindliches Heer oder andere unüberwindliche Hinder⸗ 
nisse von einander getrennt waren. Es leuchtet übrigens ein, wie Nebel, 
Regen und Stürme, wie auch die lichtfeindliche Nacht den Gang 
dieser Telegraphie häufig unterbrechen mußten, und wie leicht auf 
einer Zwischenstation sich ein Versehen einschleichen konnte, welches 
sich dann durch alle Telegraphenposten bis zum Ziele hin fortsehte. 
Durch den vor wenigen Jahrzehnten erfundenen elektromagne⸗ 
tischen Telegraphen aber ist es möglich geworden, daß zwei Menschen, 
die mehrere hundert Meilen von einander entfernt wohnen, sich ihre 
Gedanken zu jeder Zeit und augenblicklich in der Wortsprache mit⸗ 
teilen können, als wenn sie an einem Tische beisammen säßen. Die 
Mitteilung der Gedanken auf diesem Wege ist schneller als das Licht; 
der Lichtstrahl durchläuft in einer Sekunde 40000 Meilen, währeud 
man vermittelst des Kupferdrahtes eines elektromagnetischen Tele⸗ 
graphen in einer Sekunde auf eine Entfernung von 60000 Meilen 
hin sich mitteilen kann. Wie ist das möglich? 
Taucht man zwei Platten, von denen die eine aus Zink, die 
andere aus Kupfer besteht, in ein Gefäß mit verdünnter Schwefel⸗ 
säure und verbindet beide durch einen Kupfer- oder Eisendraht, so 
entsteht in diesem eine Thätigkeit, welche man den elektrischen oder 
galvanischen Strom nennt. Um für einen viele Meilen langen Draht 
einen hinreichend starken galvanischen Strom zu bekommen, nimmt 
man statt zweier Platten eine größere Anzahl derselben, welche ab⸗ 
wechselnd mit einander verbunden sind. Eine solche Vorrichtung nennt 
man eine galvanische Batterie. An dieser ist jener Draht befestigt, den 
man längs der Eisenbahn, auch wohl längs der Chaussee, von einer 
Stange zur andern laufen sieht. Das andere Ende des Drahtes ist
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.