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Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis;
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.
Holder Friede,
Süuße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horde
Dieses stille Thal durchtoben,
Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röte
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!
Wo rohe Krufte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrein
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der erude still gehäuft,
Das Voll, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhülfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Straäͤngen
Der Aufruhr, daß sie heulend shallt
Und, nur geweiht zu Friedensklaͤngen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.
Freiheit ünd Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh'ge Bürger greift zur Wehr,
8. Der Aufruhr.
Die Straßen flllen sich die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher
Da werden Weiber zu Hyanen
Und treiben mit Enisetzen Scherz;
Voch zuckend, mit des Panthers Zahnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es loösen
Sich alle Bande frominer Scheu;
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der e der Scqhrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
31. Die Burgschaft.
1. Zu Dionys, dem rre schlich
Mõöros, den Doleh im Gewande;
Ihn schlugen die Häscher in Bande.
Mas wolltest du mit dem Dolche, sprichl
Entgegnet ihm finster der Wüterich
„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“
„Das sollst du am Rreuze bereuen!“
2. „Ich bin?, spricht jener, 2u sterben bereit
Und bitte nichkt ũm mein Leben;
Doch villst du Gnade mir geben,
Ieh flehe dich um drei Tage Zeit,
Bis ĩch die sSchwester dem Gatten gefreit;
Ich lasse den Vreund dix als Burgen
Ihn magst du. entrinn' ich, erwurgen“.
3. Da lächelt der König mit arger List
Ind spricht nach kurzem Bedenken:
„Drei Tage will ich dir schenken;
Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh' du zuruck mir gegeben bist,
8o mulss er statt deĩner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen“.
4. Und er kommt zum Freunde: „Der RKönig gebeut
Dass ich am RKreuæ mit dom Leben
Bezahle das freyelnde Streben
Doch vil er mir gönnen drei Tage Zeit,
Bis ĩch die Schwester dem Gatten gefreit; —
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich kKomme. zu lössn e Badse!⸗