Full text: Für Oberklassen (Teil 2, [Schülerband])

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des Nils zu erzählen. Aber seit dem Untergange der Kultur der 
Mittelmeertaaten sank Afrika für Europa in völlige Dunkelbeit 
zurück. 
Die Lage, das Klima, die sonderbare Bildung des Innern, da 
gerade unter diesem glübenden Himmel Sandwüsten von vielen 
Tausend Quadratmeilen dem benachbarten Europãer das reiche Land 
gleichsam versperren, und endlich die Eifersucht und Bosheit der 
Mauren vieseon lange unsern FPorschungsgeist zurück, oder sie lohn- 
ten ihn nur spärlich. 
Zur Zeit jedoch, als Columbus in spanischem Dienste Amerika 
entdeckte, varfen sioh die Portugiesen unter dem Rönige Heinrich 
dem Seefahrer und desven Nachfolgern eifrig auf die Erforschung 
der Küsten Afrikas Die Westküste binunter drangen sie von Kap 
zu Kap, von Busen zu Busen, entdeckten Inseln, Flüsse und Völker- 
schaften; sie umfubren endlich die Südspitze und setzten am Ost— 
rande ihre Entdeckungen fort. Mie ein Blick auf die Rarte zeigt, 
tragen fast sumtliche Punkte an beiden Küsten portugiesische Namen. 
Nachdem so die Grenzen festgestellt varen, konnte man an die 
Erforschung des Innern gehen. Auch hier scbritten die Portugiesen 
rũstig vorxan, freilich weniger im Interesse der Wissenschaft als viel- 
mehr aus Gewinnsucht. In neuerer Zeit aber haben besonders englische 
und deutsche Vorscher mit grösstem Eifer sich der Aufschliessung des 
WVunderlandes gewidmnet. Die Engländer Richardson, Speke, Grant, 
Baker und Livingstone, die Deutschen Vogel, Barth, Rohlfs, Schwein- 
furth und Mauch verdienen genannt zu werden. Dank der Auf- 
opferung dieser Manner beginnt es nun allmählich zu tagen, Afrika 
ist im Begriff, nicht mehr ein „Land der Rätsel“ zu bleiben; wobl 
aber ersteht es mehr und mehr vor unsern Blicken als ein „Land 
der Munder“. Nach Zimmermann. 
77. Der Nil. 
Der Nil durchfließt Äghpten in einem Thale, das sich nach dem Meere 
zu erweitert. Lange begleitet hier den Fluß Kalk- und Sandsteingebirge, 
Unterbrochen von Schluchten, die teils in die Wüste, teils zum roten 
Meere führen. Die Fruchlbarkeit des Bodens ist abhangig von den Nil— 
überschwenimungen, die jͤhrlich einzutreten pflegen und einen fetten Schlamm 
zurücklassen. Man sucht daher durch Kanäle das Wasser durch das ganze 
Land zu treiben. Im Juli fängt der Nil an zu steigen, und im September 
gleicht Aghpten einem großen See, aus welchem Städte, Dörfer, Dattel— 
bäume und schmale Dmme, diese als Fußpfade, hervorragen. Während 
bei uns eine solche Überschwemmung als ein großes Unglück erscheinen 
würde, erweckt sie dort nur Luft und Freude. Tausend und aber tausend 
Barken und Kähne, mit schneeweißen Segeln, mit seidenen Fahnen und 
Flaggen aller Farben geschmückt, mit Kränzen geziert, mit türkischer Musik, 
mit jubelndem Volke bedecken den Strom. Im Oktober verläuft sich das 
Wasser wieder. Nun wird in aller Eile der schwarze Boden besäet, und 
bis bei uns der Winter eintritt, übertrifft dort die Frische und Kraft des 
Seinemann, Lesebuch 1I. 18
	        
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