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Heinrich schlug die wilden Horden bei Merseburg im Jahre 933 dermaßen
aufs Haupt, daß sie waͤhrend seiner Lebenszeit nicht wiederkamen. Es
war ein herrlicher Sieg, dem Siege des Armin über Varus vergleichbar;
denn es galt die Ausrottung der frechsten Räuber unseres Vaterlandes.
Noch jetzt erhält ein jährlicher mit einem Volksfeste verbundener Gottes⸗
dienst im Kirchspiele Keuschberg bei Merseburg das Andenken an diesen
ruhmreichen Tag.
Schon vorher hatte eun die Wenden zur Ruhe gebracht. Mitten
im Winter nahete er sich ihrer Hauptstadt Brennabor. Sie zagten aber
nicht, sondern dachten: „Laßt ihn nur kommen; durch die weiten Sümpfe
um unsere Stadt kann er gewiß nicht dringen“. Er kam aber dennoch,
zwar nicht durch, aber über die Sümpfe her. Gott schickte einen harten
Frost, und Heinrich marschierte auf dem Eise gegen die feindliche Stadt
und eroberte sie.
Im Jahre 936 ward Heinrich zu Bodfeld bei Elbingerode vom
Schlagfluß betroffen. Dies mahnte ihn an den Tod; er berief daher eine
Reichsversammlung nach Erfurt, wo sein Sohn Otto zum Könige gewählt
ward. Kurz darauf warf ihn ein neuer Schlagfluß auf seiner Pfalz Mem—
leben an der Unstrut aufs Krankenlager. Seine treue Gattin saß weinend
an seinem Sterbebette, als Heinrich mit diesen Worten von ihr Abschied
nahm: „Ich danke, du Teuerste, meinem Erloser, daß ich dich nicht über—
lebe. Kein Mann hat je eine treuere und frommere Frau gehabt; habe
Dank, daß du oft meinen Zorn besänftigt, mir nützlichen Rat erteilt, mich
von Unbilligkeit zur Gerechtigkeit geführt und zur Barmherzigkeit gegen die
Unterdrückten ermahnt hast. Jetzt empfehle ich dich und unsere Kinder samt
meiner aus dem Körper entfliehenden Seele dem allmächtigen Gott und der
Fürbitte seiner Auserwählten“.
Da stürzte Mechthildis hinweg nach der Kapelle und bat Gott um Er—
haltung des teuren Gemahls. Noch hatte sie ihr Gebet nicht geendet, da
erschien auch schon der Priester, um die Messe für den eben verschiedenen
König zu halten. Mechthildis kehrte vom Gebet getröstet zurück ans
Sterbelager und ermahnie hier ihre weinenden Söhne, zu leben in der
Furcht Gottes und im Gehorsam gegen seine Gebote.
Nach Kappe und Körner.
23. Die deutschen Städte im Mittelalter.
1. Die Bewohner der Städte bestanden ursprünglich aus den freien
Bauern, welche Heinrich J. dahin berufen und mit mancherlei Vorrechten
ausgeflattet halte. Ihre Nachkommen bildeten die sogenannten Geschlechter,
welche sich als höher stehende von den Nachkommen der unfreien Leute und
von deuen, welche später eingewandert waren, absonderten. Sie machten
Anspruch auf die alleinige Verwaltung der städtischen Angelegenheiten; aus
ihrer Mitte wurden die Schöppen oder Ratsherren und die Schultheißen
erwählt, sie hatten fast den ganzen Grundbesitz in Händen. Als aber die
Zahl der minder berechtigten Bürger durch Zuzug vom platten Lande wuchs
und unter das Handwerk aufblühte, da exrangen auch sie sich all—
mahlich durch Vereinigung eine bessere Stellung; sie bildeten Zünfte oder