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von Chalons seine ganze Armee, die jetzt wieder etwa 150000 Mann
zählte, in nördlicher Richtung unter Umgehung der vorrückenden deutschen
Armeen nach Metz zu führen und den Entsatz dieser Festung und der ein-
geschlossenen Armee zu versuchen. Mit schwerem Herzen hatte Mac Ma-
hon, bei dem sich der Kaiser befand, die Ausführung dieses Befehls über-
nommen. Sobald die Nachricht hiervon im Hauptquartier der deutschen
Armee bekannt wurde, beschloß man den Weg nach Paris vorläufig auf-
zugeben und durch eine Rechtsschwenkung beider Armeen auf geradem
Wege ebenfalls an die Maas zu ziehen. Links sollte die III. Armee den
Franzosen den Rückweg nach Paris, rechts die IV. ihnen den Vormarsch
nach Metz verlegen; wenn dies gelungen, wollte man sie von beiden Seiten
umklammern und ihnen auch das Entweichen über die belgische Grenze
unmöglich machen. Bereits am 27. August stieß Mac Mahon bei Ste-
nay, wo die Maas überschritten werden sollte, unerwartet auf Preußen, am
29. kam die IV. Armee bei Nouart mit dem Feinde ins Gefecht, und
nachdem das 5. Korps Failly in dem Treffen bei Beaumont am
30. August durch Teile der IV. Armee überfallen und beinahe vernichtet
worden war, sah sich Mac Mahon immer mehr gegen die belgische Grenze
zurückgedrängt und endlich genötigt, unter den Mauern der kleinen Festung
Sedan am 1. September die Entscheidungsschlacht anzunehmen. Diei^ept.
Bayern griffen den Feind im Süden bei dem vor Sedan gelegenen Dorfe
Bazeilles an, das unter wütendem Kampfe zum Trümmerhaufen wurde.
Rechts von den Bayern griffen die anderen Korps den Feind an. Acht
Stunden lang währte der heiße Kampf, während dessen die Franzosen von
den Deutschen wie von einem eisernen Ringe umschlossen und nach Sedan
zurückgedrängt wurden. Am Nachmittag um 4 Uhr begann die Be-
schießung der Stadt aus 540 deutschen Kanonen. Napoleon sah, daß
fernerer Widerstand nutzlos wäre; er ließ auf der Festung die weiße
Fahne aufstecken und übersandte dem Könige Wilhelm einen Brief des
Inhalts, daß er, da er vergebens den Tod in der Schlacht gesucht habe,
seinen Degen dem Könige übergebe. Sofort wurde vom Könige die Ein-
stellung des Feuers geboten und der General Moltke beauftragt, die Be-
dingungen der Übergabe vorzuschreiben. Sie mußten von dem an Stelle
des verwundeten Mac Mahon kommandierenden General v. Wimpsfen an-
genommen werden. Sedan wurde übergeben mit 83000 Mann, darunter
4000 Offiziere. Außerdem gelangten 400 Feldgeschütze, 184 Festungs¬
geschütze, 10000 Pferde und zahlreiches Kriegsmaterial in den Besitz der
Sieger.
Am 2, September empfing König Wilhelm, tief ergriffen von dem