— 45 —
Kunst unb Wissenschaft ben bereitwilligsten Besörberer unb
freigebigsten Unterstützer.
Orbnung und rastlose Thätigkeit waren bie Grnubznge
seines Lebens; jede Stunbe hatte ihre Bestimmung. Um 4
Uhr bes Morgens staub er aus. Er kleibete sich ohne frembe
Hilfe an unb ging bann an ben Schreibtisch, auf welchem er¬
bte in ber Nacht eingegangenen Briefe fanb. Die wichtigeren
las er selbst; aus ben übrigen mußten bie Kabinettsräte kurze
Auszüge machen. Nachbem er bie Berichte seiner Abjutanten
angehört hatte, trank er Kaffee und griff zu seiner Flöte.
Wohl zwei Stnnben lang spazierte er blasenb auf unb ab.
Sobalb er bie Flöte weglegte, traten bie Kabiuettsräte mit
ihren Auszügen ein. Er sagte ihnen, was aufbebe Eingabe
geantwortet werben sollte, schrieb auch oft selbst einige kurze
Worte an ben Raub. Nach Beenbignng ber Geschäfte nahm
er ein Buch zur Hanb ober schrieb Briefe. Mit bem Schlage
zwölf ging er zur Tafel, bei ber es an Leckerbissen nicht fehlen
bürste, unb bereu Küchenzettel er jcbcn_ Morgen bitrchsah.
Wichtiger aber waren ihm noch bie geistigen Genüsse, unb
seine Tischgesellschaften finb berühmt geworben. Er wählte
bazn seine geistreichsten unb gebildetsten Offiziere unb bie be¬
rühmtesten Gelehrten. Der König war mit feiner fließenben
Sprache, seiner Belesenheit unb seinem Witz stets ber Mittel¬
punkt ber Unterhaltung. Nach ber Tasel blies er wieber eine
halbe Stunbe auf ber Flöte. Dann unterzeichnete er bie unter-
beffen im Kabinett verfaßten Briefe, trank Kaffee und besah
seine Anlagen. Die Stunden von 4 bis 6 waren seinen schrift¬
stellerischen Arbeiten gewibmet. Von 6 bis 7 Uhr war Konzert,
bei bem bloß ansübenbe Künstler zugelassen würben. Dann
folgte bie Abenbmahlzeit, bie oft bis Mitternacht währte, unb
bei welcher es an munterer Unterhaltung nicht fehlte. Diese
bestimmte Lebeusorbnung erlitt nur durch Reisen oder Truppen¬
musterungen eine Unterbrechung.
Große Sorgfalt widmete Friedrich deu Künsten und Wissen¬
schaften. Er baute das Opernhaus in Berlin und ließ die
Sänger und Tänzer aus Italien kommen. Die ^Bibliothek
wurde vermehrt und eine Münzsammlung augelegt. In Italien
wurden Gemälde und alte Bildwerke angekauft, Berlin und
Potsdam durch nene Gebäude, das Jnvalidenhaus, die katho¬
lische Kirche, deu Dom und das Sommerschloß Sanssouci ver¬
schönert. , ,
Durch beit siebenjährigen Krieg, in welchem sich Fnebnch
gegen halb Europa siegreich verteidigt hatte, war Preußen in
die Reihe der europäischen Großmächte eingetreten. Die Haupt-