Full text: [Teil 5 = Schuljahr 7 und 8, [Schülerband]] (Teil 5 = Schuljahr 7 und 8, [Schülerband])

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120 sein Knabe, der den ersten Speer sieh sehnitzte, 
und dem so kühn das blaue Auge blitzte, 
als spräch's: Ein Schwert nur, und die Wolt ist mein! 
Und plötzlieh floß dann — wie, verstand er kaum — 
ein andres Bild in seinen Heimattraum, — 
125 vor seine Seele drüngt' es sieh mit Nacht, 
wie er dereinst in heihen Morgenlanden 
als Wacht an eines Uannes Rreuz gestanden, 
bei dessen Tod die Sonn' erloseh in Nacht. 
Wobl lag dazwischen manch durchstürmter Tag, 
1830 doch konnt' er nie des Dulders Blick vergessen, 
darin ein Leidensabgrund unermessen 
und dennoch alles Segens FPülle lag. — 
Und nun — wie Kkam's nur? — über seinen Vichen 
sah er dies Kreuz erhöht als Siegeszeichen, 
135 und seines Volks Geschlechter sah er ziehn, 
unzahlig, stromgleich; über den Gefilden 
von Wasffen wogt' es, und auf ihren Schilden 
stand jener Mann, und Glories) gtrahlt' um ihn. 
Da fuhr er auf; aus des Palassstes Hallen 
140 kam dumpf Geräuseh; der Herr der Welt war tot; 
er aber schaute kühn ins MNorgenrot 
und sah's wie einer Zukunft Vorhang wallen. 
Emanuel (vV.) Geibel. 
158. Silvia. 
Walhrheit und Diehtung. 
1. Es war um die zehnte Stunde des Dages; die Sonne rũückte 
der Nitte ihres Laufes näher und gob ihr reiehstes Licht auf 
die rauschende Menge, die jetzt aus den vierzig Stadtteilon Roms 
hervorströmte und ihren Lauf nach dem Amphitheater des 
Vespasian richtete. Die Spiele sollten beginnen, und das Volk 
drängte sien mit Ungestüm zu der Arena), wo Menschen, wo 
unsehnuldige, waffenlose Ohristen den wilden Tieéren zum NVutter 
dienen mubten. Die Zuschauer ergossen sieh über die breiten 
Behalter, dio bald die Bestien ausspeien sollten, und nahmen 
ihrem Range gemäbß auf den ungeheuern Stufen Platz, die 
noch heuteé den Reisenden dureb ihre grobartigen Verbält- 
nisso in Staunen und Bewunderung setzen. Doch plötzlich 
sehweigt der Lärm dieser Menschenmenge, aller Läppen sind 
auf einmal geschlossen, aller Blicke richten sich mit Ehr- 
fureht naeh einer Loge, die, mit der kaiserlichen fast in der- 
selben Lage, in diesem Augenblieck vor sechs Erauen sich auf- 
tat, die ganz weiß gekleidet und züchtig verschleiert waren: 
es sind die vestalischen Jungfrauen.“) Besonders ist es oine 
unter ihnen, die jüngste der Sehwestern, an deren Schritte sich 
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