Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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Goldschmiede, und Peter Schöffer, Pfarrer in Gernsheim, in 
Verbindung. Der letztere gab den Rat, die Buchstaben einzeln 
zu giessen, statt sie mühsam zu schneiden. Auch erfand er eine 
bessere Druckerschwärze aus Kienruss und Leinöl. Nun war 
man im stande, ein ganzes Werk zu drucken. Das erste war 
eine lateinische Bibel in drei Bänden, die wahrscheinlich 1456 
vollendet wurde. Dem edlen Erfinder der Kunst aber ward 
nicht einmal die Ereude, zur Vollendung derselben mitzuwirken. 
Faust hatte ihm zu dem Unternebmen 2000 Gulden vorgestreckt, 
und da sie Gutenberg nicht sogleiech zurückgeben konnte, ver— 
klagte er ihn deshalb und bekam zum Ersatz Lettern und Gerät- 
schaften Gutenbergs, der sogar von dem Unternehmen ganz 
ausgeschlossen wurde. 
Die ersten Werke setzten jedermann in Erstaunen. Alle 
hielten das Gedruckte für Geschriebenes und Konnten nicht be— 
greifen, vie man in so kurzer Zeit so unzählige Blätter auf 
einmal und so ähnlich beschreiben konnte, dals nicht der 
mindeste Unterschied zu bemerken war. Insbesondere waren 
die Mönche erbittert, denen der einträgliche Nahrungszweig des 
Bücherschreibens verkümmert wurde, und nannten Faust, der 
mit seinen Bibeln auf Universitäten und Märkten umherzog, 
einen Schwarzkünstler. Die Kunst selbst blieb ein Geheimnis, 
bis 1462 Mainz erobert und Fausts Werkstätte zerstört ward. 
Die Gesellen, vorher wie Gefangene gehalten, floben jetzt 
nach allen Gegenden Deutschlands und Europas und legten 
Druckereien an. 
138. Die Berufswabl. 
Nach P. Rosegger. 
„Für einen Bauer ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer 
oder ein Schneider werden müssen!“ Das war das Ergebnis der 
Beratung, die eines abends über mich in der Stube des Wald- 
bauern abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen, 
Hilfe heischend, dass ich in die Studie (zum Studieren) Kommen 
könnte. Der Herr Dechant sagte ihr aber: „Lass' die Waldbäuerin 
das bleiben. Wenn der Bub sonst keine Anzeichen für den Priester 
hat, als dass er schwach ist, so soll er was anderes werden.“ Nun, 
so0 ging denn meine Mutter vom Herrn Dechanten zum Schneider- 
meister: sie hätte einen Buben, der möcht' Schneider werden. — 
Was ihn auf diesen Gedanken brächte? — Woil er halt so schwäch—
	        
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