— 66 —
Goldschmiede, und Peter Schöffer, Pfarrer in Gernsheim, in
Verbindung. Der letztere gab den Rat, die Buchstaben einzeln
zu giessen, statt sie mühsam zu schneiden. Auch erfand er eine
bessere Druckerschwärze aus Kienruss und Leinöl. Nun war
man im stande, ein ganzes Werk zu drucken. Das erste war
eine lateinische Bibel in drei Bänden, die wahrscheinlich 1456
vollendet wurde. Dem edlen Erfinder der Kunst aber ward
nicht einmal die Ereude, zur Vollendung derselben mitzuwirken.
Faust hatte ihm zu dem Unternebmen 2000 Gulden vorgestreckt,
und da sie Gutenberg nicht sogleiech zurückgeben konnte, ver—
klagte er ihn deshalb und bekam zum Ersatz Lettern und Gerät-
schaften Gutenbergs, der sogar von dem Unternehmen ganz
ausgeschlossen wurde.
Die ersten Werke setzten jedermann in Erstaunen. Alle
hielten das Gedruckte für Geschriebenes und Konnten nicht be—
greifen, vie man in so kurzer Zeit so unzählige Blätter auf
einmal und so ähnlich beschreiben konnte, dals nicht der
mindeste Unterschied zu bemerken war. Insbesondere waren
die Mönche erbittert, denen der einträgliche Nahrungszweig des
Bücherschreibens verkümmert wurde, und nannten Faust, der
mit seinen Bibeln auf Universitäten und Märkten umherzog,
einen Schwarzkünstler. Die Kunst selbst blieb ein Geheimnis,
bis 1462 Mainz erobert und Fausts Werkstätte zerstört ward.
Die Gesellen, vorher wie Gefangene gehalten, floben jetzt
nach allen Gegenden Deutschlands und Europas und legten
Druckereien an.
138. Die Berufswabl.
Nach P. Rosegger.
„Für einen Bauer ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer
oder ein Schneider werden müssen!“ Das war das Ergebnis der
Beratung, die eines abends über mich in der Stube des Wald-
bauern abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen,
Hilfe heischend, dass ich in die Studie (zum Studieren) Kommen
könnte. Der Herr Dechant sagte ihr aber: „Lass' die Waldbäuerin
das bleiben. Wenn der Bub sonst keine Anzeichen für den Priester
hat, als dass er schwach ist, so soll er was anderes werden.“ Nun,
so0 ging denn meine Mutter vom Herrn Dechanten zum Schneider-
meister: sie hätte einen Buben, der möcht' Schneider werden. —
Was ihn auf diesen Gedanken brächte? — Woil er halt so schwäch—