Full text: Zweites Lesebuch für die Oberstufe (Teil 6, [Schülerband])

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A. Das Leben in der Familie. 
Wenn man sieh die Reihenfolge bei den Arbeiten nicht vorher 
gehöris überlegt, so muß man oft etwas zweimal machen. Das ist auch 
eine Zeitverschwendung. Beim Reinmachen kann man nicht damit an— 
fangen, den Fubßboden aufzuwaschen, danach Staub zu wischen, zuletzt 
dié Möhbel ausklopfen. Eine bedachtsame Köchin, die sich's überlegt, 
was bei demselben Feuer gar oder heiß werden, was mit demselben 
Gerät gemacht werden kann, braueht viel weniger Feuerung und viel 
weniger Zeit, als eine, die immer nur einen Teil ihrer Arbeit im Kopfe 
hat. Zeitverschwendung ist jedes Vergessen bei der Arbeit. Heute 
lasse ieh den Kellerschlüssel stecken; morgen suche ieh das ganze Haus 
danach ab. Heute morgen wollte ich mir Nähzwirn aus der Stadt mit- 
bringen, aber heute abend, wo er gebraucht werden soll, ist er nicht 
da. „leh hab's vergessen!“ kann nicht als eine Entschuldigung gelten, 
sondern ist einé Anklage. Was du andern Gutes gethan hast, und was 
andre dir Böses gethan haben, das darfst du gern vergessen; aber was 
zu deiner Arbeit und zu deiner Pflicht gehört, das darfst du niceht 
vergessen. 
Überhaupt, da uns Menschen auch mit dem längsten Leben nur 
eine kurze Spanne Zeit zugemessen ist, so gebührt es sich, daß wir mit 
diesem kostbaren Gut namentlich bei der Arbeit sorgsam umgehen. Ein 
ordentlicher Menseh macht jede Arbeit vor allen Dingen so gut, wie er 
kann, er macht sie dabei aber auch so schnell, wie er kann. Nichts 
ist jämmerlicher anzusehen, als wenn einer bei der Arbeit bummelt, 
hier sich ein bißchen unnütz aufhält, da erst einmal die Arme unter— 
schlägt, jetzt etwas anfängt und gleiech wieder davonläuft, dreimal zu— 
schlägt, wo er zehnmal zuschlagen könnte! Arbeit ist Arbeit, und Spiel 
ist Spiel. Nach gethaner Arbeit isf gut rubhen; während der Arbeit 
ist kein rechtes Ausruhen möglich. Man kann aber leicht die Arbeit so 
betreiben, daß man den ganzen Tag nicht fertig wird und das Löstliche 
Gefühl des Ausruhens nach wohlgethaner Arbeit überhaupt nicht 
kennen lernt. 
Endlich mut man es mit der Uhr genau nehmen, wenn man mit 
seiner Zeit auskommen will. Feste Stunden, wie feste Tage für alles, 
was regelmäbig wiederkehrt: das spart manche Minute des Besinnens 
und des Wartens. Mit den Ninuten ist es aber genau wie mit den 
Pfennigen; wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers niecht wert; wer 
die Minute vergeudet, kommt um Stunden und Tage zu kurz. Es giebt 
aueh nieht selten überschüssige Minuten zwischen zwei Arbeiten oder 
im Verlauf einer längeren Arbeit. Wer mit der Zeit sparsam umgeht, 
verwendet sie auf allerlei kleines Thun, das keine unangebrochene
	        
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