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K. Aus der Sage und Geschichte des deutschen Volkes.
Nie war der deutsche Name mehr geachtet und gefürchtet als damals.
Nie sahen die deutschen Gauen glänzendere Reichstage als zu den Zeiten
Barbarossas. Von der Nordspitze der Jütischen Hälbinsel bis jenseit
des Po, von den östlichen Alpen bis an die Gestade der Nordsee er—
streckte sich das Deutsche Reich.
3. Als s0jähriger Greis machte sich Friedrich auf, um den Un—
gläubigen Jerusalem wieder zu entreißen. Auf dem Wege dahin rief ihn
Gott ab. Es war im Jahre 1190. Als er nämlich mit seinem Heere
an den Fluß Saleph in Kleinasien gekommen war, warf er sich in
ungeduldiger Hast mit seinem Rosse in den Strom, um das jenseitige
Ufer zu gewinnen. Das Wasser war kalt und hatte einen raschen Lauf.
Der Strudel erfaßte den Kaiser; seine Kräfte verließen ihn, und es war
um ihn geschehen, ehe ihm die Seinen zu Hilfe kommen konnten. In
tiefer Trauer bestattete man die Gebeine Friedrichs zu Antiochia. Eine
schmerzliche Klage ertönte, als die Trauerkunde nach Europa kam. Das
deutsche Volk hat das Andenken. Friedrichs im Herzen bewahrt bis auf
diesen Tag. BKR. Böpke.
191.
1. Der alte Barbarossa,
der Kaiser Friederich,
im unterird schen Schlosse
hält er verzaubert sich.
2. Er ist niemals gestorben,
er lebt darin noch jetzt;
er hat im Schloß verborgen
zum Schlaf sich hingesetzt.
3. Er hat hinabgenommen
des Reiches Herrlichkeit
und wird einst wiederkommen
mit ihr zu seiner Zeit.
4. Der Stuhl ist elfenbeinern,
darauf der Kaiser sitzt;
der Tisch ist marmelsteinern,
worauf sein Haupt er stützt.
Der Kaiser Barbarossa.
d. Sein Bart ist nicht von Flachse,
er ist von Feuersglut,
ist durch den Tisch gewachsen,
worauf sein Kinn ausruht.
6. Er nickt als wie im Traume;
sein Aug' halb offen zwinkt,
und je nach langem Raume
er einem Knaben winkt.
7. Er spricht im Schlaf zum Knaben:
„Geh hin vors Schloß, 9 Zwerg,
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg!
8. Und wenn die alten Raben
noch fliegen immerdar,
so muß ich auch noch schlafen
verzaubert hundert Jahr.“
Friedr. Rũckert.
192. De Kreuzüge.
Im l. Jahrhundert bemächtigten sich die rohen Türken des
Heiligen Landes. Seitdem wurden die Christen, welche zum Grabe des El