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thue es jetzt!“ So führte er die rachedurstigen Scharen zum zweiten
Male über die Gräben. Die Schweden schlagen den linken Flügel der
Kaiserlichen gänzlich, nehmen das feindliche Geschütz, bringen auch den
rechten Flügel zum Weichen; die Schlacht neigt sich zur Entscheidung, und
das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblicke.
Da erscheint der kaiserliche General Pappenheim, aus der Ferne herbei—
eilend, mit seiner Kavallerie; eine ganz neue Schlacht fängt an; die er—
rungenen Vorteile werden den Schweden wieder entrissen. Allein auch
Pappenheim fällt, in der Hitze des Kampfes von zwei Musketenkugeln
durchbohrt. Da verschwand das Glück der Kaiserlichen; Bestürzung er—
greift ihre Reiterei, während ihre Infanterie verzweiflungsvoll fortkämpft.
Zum dritten Male setzen die Schweden über die Gräben, und zum dritten
Male werden die dahinter gepflanzten kaiserlichen Kanonen erobert. Die
Sonne neigt sich eben zum Untergange, als beide Schlachtordnungen auf—
einander treffen. Heftiger erhitzt sich der Streit, da jeder das Ende
vor sich sieht; Geschicklichkeit und Mut thun ihr Äußerstes, um alles Ver—
lorene nachzuholen. Endlich setzen Nebel und Nacht dem Gefechte eine
Grenze, und der Angriff hört auf, weil man seinen Feind nicht mehr
findet. Beide Heere scheiden mit stillschweigender Übereinkunft auseinander,
und jedes erklärt sich für unbesiegt. Die Artillerie beider Teile blieb,
weil die Rosse sich verlaufen, die Nacht über auf dem Schlachtfelde ver—
lassen stehen. Doch Wallenstein, der vielleicht einen Angriff der herbei—
eilenden Sachsen fürchtete, floh mit kaum 89 Reitern nach Leipzig, wohin
ihm am andern Morgen der zerstreute Überrest seines Heeres folgte.
Von beiden Armeen lagen über 9000 tot auf dem Schlachtfelde; noch
weit größer war die Zahl der Verwundeten, und unter den Kaiserlichen
besonders fanden sich nur wenige, die aus dem Treffen unverletzt zurück—
gekehrt waren. Gustav Adolfs Leichnam fand man erst nach langem
Suchen, von Wunden entstellt, von Rossen zertreten, alles Schmuckes,
selbst der Kleider beraubt, unfern der Lützener Windmühle bei einem
Steine, der vorher der große Stein hieß, seitdem aber der Schwedenstein
genannt wird, und wo 1837 ein von Pappeln umkränztes Denkmal er—
richtet worden ist. Curtman.
133. Bernhard der Große, Herzog von Weimar.
Bernhard der Große, einer der rüstigsten Kämpfer für deutsch—
evangelische Freiheit in dem verhängnisvollen dreißigjährigen Kriege, war
der Urenkel des unglücklichen Kurfürsten Johann Friedrich des Groß—
mütigen und der elfte und jüngste Sohn des Herzogs Johann von
Weimar. Im Jahre 1604 geboren, verlor er schon in semem sechsten
Jahre den Vater und im dreizehnten auch die Mutter. Noch nicht volle
35 Jahre alt, schied er aus seinem sturmbewegten Leben. Sein Äußeres
war das eines Fürsten und Kriegers; sein Körper war schlank und stark,
durch ritterliche Übungen frühzeitig abgehärtet, die Gesichtsfarbe gebräunt,
das dunkle, gescheitelte Haar zu beiden Seiten und nach hinten wellen—
artig über die Schultern rollend, das Antlitz länglich, der Blick des Auges
fest, die Stirn offen und frei. Edel war seine Seele. Ebenso fromm
als tapfer, vertraute er unerschütterlich auf Gott; sein Wahlspruch hieß: