Full text: (Für das 7. und 8. Schuljahr) (Abteilung 2, [Schülerband])

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134. Sprichwörter. 
1. Wer Gott vertraut, hat wohlgebaut. Wer andern eine Grube 
gräbt, fällt selbst hinein. Was nicht vom Herzen kommt, geht nicht zu 
Herzen. Es geht dich auch an, wenn des Nachbars Haus brenni. — 
2. Neid ist dem Menschen, was Rost dem Eisen ist. Vergnügt sein ohne 
Geld, das ist der Stein der Weisen. — 3. Der Gesunde weiß nicht, wie 
reich er ist. Für den, der lernen will, giebt's überall eine offene Schule. 
Man kann den Menschen nicht verwehren, was sie denken. — 4. Man 
soll sich vor dem Baume beugen, der einem Schatten giebt. Die Wunden 
heilen übel, die man sich selbst schlägt. Welchem Herrn du dienst, dessen 
Kleid du trägst. Geduld, zu hoch gespannt, wird rasend. Bös Gewissen 
ist eine Glocke, die von selber Sturm läutet. 
135. Der Dieb. 
Im nächsten Städtchen gab es Kirchweihe und Jahrmarkt; deshalb 
waren alle Leute aus dem Dorfe dorthin gezogen, um einzukaufen, lustig 
zu sein und zu tanzen. So war es denn am Abend gar still im Orte, 
kein Mensch war zu sehen, noch zu hören. Der Brunnen, an dem sonst 
um diese Zeit die Mädchen beim Wasserholen plauderten und lachten, streckte 
seinen langen Balken neugierig in die Luft, als wollt' er fragen: „Kommt 
denn heute niemand her, mein Wasser zu holen?“ Unter der großen Linde, 
wo an anderen Abenden die jungen Burschen saßen und ihre Lieder sangen, 
regte sich heute kein Grashälmchen, und nur oben im Baume pfiff ein 
Vögelchen sein Abendlied. 
Selbst der alte Baumstamm, worauf die Kinder zu spieken und herum— 
zuklettern pflegten, lag verlassen und leer da, und nur wenige Ameisen, 
die sich bei der Arbeit verspätet hatten, liefen darauf noch hin und her, 
um sich ihr Abendbrot zu holen. 
Allmählich kam die Dämmerung herauf; es wurde immer dunkler und 
stiller, und nachdem die lauten, lustigen Vögel in ihre Nester gekrochen 
waren, schlüpften die häßlichen Fledermäuse hervor und schwirrten und 
huschten durch die Abendluft. 
Da kam um die Ecke der Scheune ein Mann daher. Er schlich leise 
und ängstlich immer an der Mauer entlang, wo es am dunkelsten war. 
Dabei sah er sich scheu nach allen Seiten um, ob auch kein Mensch da 
wäre, der ihn bemerken könne. Als er sich aber ganz sicher glaubte, 
kletterte er auf die Mauer, kroch dort auf allen vieren wie eine Katze 
weiter bis an eine Stelle, wo die Mauer ans Haus stieß, und schwang 
sich dann in ein Fenster des Hauses hinein, das gerade offen stand. 
Der Mann hatte aber recht böse Dinge im Sinne; denn er war ein 
Dieb und gedachte, die Leute, die im Hause wohnten, zu bestehlen. Nach— 
dem er durch das Fenster hineingekrochen war, befand er sich in einer leeren 
Kammer; dicht daneben war die Wohnstube der Hausbewohner; eine Thür, 
die dort hineinführte, war nicht verschlossen, sondern nur leicht angelehnt. 
Der Dieb wußte wohl, daß die Leute ebenfalls auf den Jahrmarkt 
gegangen waren; doch dachte er, es könne vielleicht zufällig jemand in die 
Stube gekommen sein, legte das Ohr an die Thürspalte und horchte. Drinnen
	        
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