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lehrten trat er in Briefwechsel. Vorzüglich war er den gewandten fran—
ꝛösischen Schriftstellern zugethan, deren Witz und glatte, anmutige Sprache
ihn mehr anzog als die damals noch weniger ausgebildete deutsehe Sprache.
Und doch war Friedrich ein echt deutscher Held, der nach langer Schmach
zuerst wieder den deutschen Namen zu Ehren bringen sollte. Den Vater
stellte er dadureh zufrieden, dass er seine Soldatenpflichten aufs beste er-
füllte und ihm bei jeder Gelegenheit seine kindliche Liebe zu erkennen
gab. Mit Freuden entdeckte der Könis mehr und mehr die hohen Fähig-
keiten des Sohnes und den militärischen Geist, der in ihm wohnta.
„O mein Gott,“ rief er vor seinem Ende aus, „ieh sterbe zufrieden, da
ich einen so würdigen Sohn und Nachsfolger hinferlasse!““
2. Friedriehs erste Regierungsjahre.
Im Jahre 1740 bestieg Priedrich Il, 28 Jahre alt, den Thron. Der
(iedanke, seinem Staate Ansehen zu verschaffen, sein Preussen in die Reihe
der Hauptmäcehte Europas einzuführen, erfüllte seine Seele. Dies Ziel zu
erreichen, war nur durch Krieg und Sieg möglich. Und zum Kriege fehlte
es nicht an Ursache. Preulssen besals alte Ansprüche auf einige schlesische
hürstentũmer, welehe das mächtige Osterreich an sich gerissen hatte. Diese
Ansprüche machte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritte geltend.
Er verlangte von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia die Heraus-
gabe der Fürstentümer, und da seine Forderung abgewiesen wurde, griff
er kühn zu den Waffen. So kam es zum ersten schlesischen Kriege, aus
dem Priedrich siegreich hervorging; im Prieden zu Breslau empfing er von
õsterreich das sehöne Schlesien. Weil aber Priedrien bald merkte, dass
ihm Maria Theresia das Land Schlesien wieder zu nehmen beabsichtigte,
so begann er den zweiten sehlesischen Krieg, den er gleich glücklich führte;
Schlesien ward ihm im Frieden zu Dresden von neudem zugesprochen.
In den Friedensjahren, die jetzt folgten, widmete sich der Kõönig mit
dem grössten Fleils den Regierungsgeschäften. Nie hat ein Pürst thũtiger
für seines Volkes Glüek gesorgt wie er. „Ieh bin,“ sagte er, „des Staates
erster Diener. Mein Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit; mein Geist
und mein Leib beugen siech unter ihre Pflicht. Dass ich lebe, ist nieht
nötig, wohl aber, dass ich thätig bin.“ Alles ordnete er selber an, sorg.
fältis und pünktlich. Schon um vier Uhr des Morgens stand er auf und
ging an den Arbeitstiseh. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittochriften
erfolgte raseh der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand
in kurzen, treffenden Worten an den Rand. RKeinem seiner Unterthanen
verweigerte er Gehör. „Die armen Leute,“ sagte er, „wissen, dals ich
Landesvater bin; ich muls sie hören; denn dazu bin iek da.“ Die freien
Stunden, welehe ihm die Staatsgeschüfte übrig liessen, widmete er der
Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung. Aueh als Schriftstellr ewanb
er sieh Ruhm. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildet·
sten seiner Offiziere und berühmten Gelehrten, aus denen er seine Tiech-
gesellschaft wählte. Da war er in witzigen, sinnreichen Reden unerschõpflich.
Jedes Jahr bereiste er die Provinzgen, um die Truppen zu mustern und
zugleich nach allem in der bürgerlchen Verwaltüng zu sehen Hou—
und niedere Beamte mulsten da Rechenschaft über ibre Phãtigkeit geben,
und damit auch die Zeit, welehe der Kõnig auf der Landstrasse zubrachte,