Full text: (Für das 7. und 8. Schuljahr) (Abteilung 2, [Schülerband])

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2. Und wo ne Ma vo witem lauft, 2. Und wo ein Mann von weitem lauft, 
so het er vo der Bauwele g'chauft; er von der Baumwoll' hat gekauft; 
er treit sie uf der Achsle no er trägt sie auf der Achsel nach 
und uffem Huet und lauft dervo. und auf dem Hut, und rennt so jach. 
Was laufsch denn so, du närsche Ma? Sagt, ist es denn gestohlnes Gut, 
De wirsch sie doch nit gestohle ha? daß er so läuft, so eilig thut? 
3. Und Gärten ab und Gärten uff 3. Und Gärten ab und Gärten auf 
hen alle Scheie Chäpli uf; hat jeder Pfahl sein Käppchen auf; 
sie stöhn wie großi Here do; sie schaun wie große Herren drein, 
sie meine, 's heigs sust niemes so. meinen, sie hätten's Glück allein. 
Der Nußbaum het doch au si Sach Der Nußbaum hat doch auch sein Sach 
und's Herehus und's Chilche-Dach. und's Herrenhaus und's Kirchendach. 
4. Und wo me luegt, isch Schnee und Schnee, 4. Wohin man sieht: Schnee hin, Schnee her, 
me sieht ke Stroß und Fueßweg meh. man keunt nicht Straß' und Stege mehr. 
Meng Somechörnli, chlei und zart, Manch Samenkörnchen, klein und zart, 
lit unterm Bode wohl verwahrt, liegt unterm Boden wohl verwahrt; 
und schnei's, solang es schneie mag, und schnei's, solang es schneien mag, 
es wartet uf si Ostertag. es harrt auf seinen Ostertag. 
5. Meng Summervögli schöner Art 5. Manch Sommervöglein schöner Art 
lit unterm Bode wohl verwahrt; liegt unterm Boden wohl verwahrt; 
es het kei Chummer und kei Clag es weiß von Kummer nichts und Klag 
und wartet uf si Ostertag; und harrt auf seinen Ostertag; 
und gang's au lang, er chunnt emol, und währt's auch lang, er kommt gewiß; 
und sider schloft's, und's isch em wohl. indessen schläft es still und süß. 
6. Doch wenn im Früehlig's Schwälmli 6. Doch wenn des Frühlings Schwälb— 
singt, lein singt, 
und d' Sunnewärmi abedringt, die Sonne warm hinunterdringt, 
potz tausigl wacht's in jedem Grab der Blitz! da wach's in jedem Grab 
und streift sie Totehemdli ab. und streift sein Totenhemdchen ab. 
Wo nummen au ne Löchli isch, Und wo ein Löchlein nur sich zeigt, 
schlieft's Leben use jung und frisch. flugs draus das junge Leben steigt. 
7. Do fliegt e hungrig Spätzli her! 7. Da fliegt ein hungrig Spätzlein her! 
E Brösli Brot wär sie Begehr. Ein Krümchen Brot wär' sein Begehr. 
Es luegt ein so erbärmli a; Seht nur den armen Schelmen an, 
's het sider nächti nüt meh gha. wie er so kläglich betteln kann! 
Gell Bürstli, sell isch andri Zit, Gelt, Bürschchen, das ist andre Zeit, 
wenn's Chorn in alle Fure lit? wenn's Korn in alle Furchen streut? 
8. Doch hesch! Loß andern au derdo! g. Da nimm! Laß andern davon auch! 
Bisch hungerig, chasch de wieder cho! Komm wieder, wenn's dir leer im Bauch! 
's mueß wohr sy, wie's e Sprüchli git: Es muß doch wahr sein, wie man spricht: 
Sie seihe nit und ernde nit; Sie säen nicht, sie ernten nicht; 
sie hen kei Pflueg und hen kei Joch, sie haben weder Pflug noch Joch, 
und Gott im Himmel nährt sie doch.“ Und Gott im Himmel nährt sie doch.“ 
Hebel. Reinick 
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