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wehren der dänischen Schanzen waren an manchen Stellen schon völlig
abgekämmt, unter den einstürzenden Blockhäusern kamen Hunderte von
Dänen um.
Tag und Stunde des Sturmes waren bestimmt. Am 18. April von
2 Uhr morgens an sollte das Bombardement in zunehmender Stärke währen,
um 10 Uhr der Sturm ausgeführt werden. Von jedem Regiment rückten
um 2 Uhr zwei ausgeloste Kompagnieen in die Parallelen. Darauf er—
öffneten die Geschütze ihr Feuer. Die Kugeln sausten über die Mannschaften
hinweg, die in Parallelen und Laufgräben lagen und des Zeichens zum
Sturme harrten. Stärker und stärker ward der Geschützdonner, hüben und
drüben sah man in der Dunkelheit die roten Feuer aufblitzen. Endlich
ward die Kanonade so stark, daß die Erde erbebte. Blutrot erschien im
Nebel und Pulverdampf die aufgehende Sonne. So vergingen die acht
Stunden banger und auch freudiger Erwartung.
Plötzlich — es ist Schlag zehn Uhr — verstummt das donnernde
Getöse, das Zeichen zum Sturme erfolgt. Von der zweiten Parallele her
ertönt der Hohenfriedberger Marsch, und mit Hurra brechen sechs Kolonnen
aus der vorderen Parallele hervor. Die meisten Batterieen der dänischen
Schanzen waren zum Schweigen gebracht, daher die Stürmenden nur aus
wenigen Geschützen mit Kartätschen beschossen werden konnten. Um so
stärker war das Gewehrfeuer, mit dem sie empfangen wurden. Sie hatten
bis zu den Schanzen 3 bis 400 Schritt zurückzulegen. Voran stürmten
die Plänkler, ihnen folgten zunächst die Pioniere, denen die Aufgabe zufiel,
die Hindernisse zu beseitigen. Viele der Stürmenden sanken unter der
feindlichen Kugelsaat, doch drangen die Massen unerschüttert vor, und nur
wenige Minuten vergingen, da wehte das preußische Banner auf der Ver—
bindung zwischen den feindlichen Werken Nr. U und IIl. Es war ein
Durcheinander, was das Ohr vernahm: Geknatter des Gewehrfeuers,
preußische und dänische Kommandorufe, Trommelgewirbel, Kampfgeschrei.
Ein Jubel erhob sich — die Schanze Nr. 1l war genommen, auf ihrer
Höhe flatterte ein preußisches Banner. Was wäre nun noch für die tapfern
Preußen unerreichbar gewesen? Die verschiedenen Truppenteile wetteiferten,
es einander zuvorzuthun. Binnen zwanzig Minuten etwa befanden die
Preußen sich in dem Besitz von sechs Schanzen. Die Dänen wehrten sich
auch auf den ihnen noch übrig gebliebenen Plätzen verzweifelt, aber der
Tapferkeit der Preußen vermochten sie nicht zu widerstehen; es blieb ihnen
nur Tod, Flucht oder Gefangenschaft. Bald nach 12 Uhr war das Er—
oberungswerk vollendet, und gegen /23 Uhr auch der starke Brückenkopf
genommen. Die Trümmer der dänischen Armee hatten sich auf den Schiffs—
obrücken nach Alsen hinüber gerettet, und so befand sich das schleswigsche
Festland vollständig in dem Besitz der Preußen. Das Werk wäre vollständig
gekrönt worden, wenn die Preußen auch nach Sonderburg hätten kommen
können. Allein den Dänen gelang es, eine Brücke abzuführen, eine andere
war von den preußischen Geschossen zerstört worden.
Wie die Eroberung Düppels in der Gesamtheit als ein Heldenwerk
der Preußen zu betrachten ist, so sind auch viele Einzelheiten dazu an—
gethan, für immer in den Geschichtstafeln Preußens eine hervorragende
Stelle zu behaupten. In erster Linie ist zu nennen der Opfertod des
Pioniers Klinke. Über ihn heißt es in einem Bericht: „Die Stürmenden
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