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Das war von Hohenzollern Herr Burggraf Friederich: —
„Wenn Gott mir Gnade schenket, der, den Ihr sucht, bin ich."
Wie stand er vor dem Kaiser, stolz in bescheidner Kraft,
Sein Leib so schlank gewachsen wie einer Lanze Schaft,
Sein Auge blau und leuchtend, ein wandelloser Stern,
Als wie von Gott gezeichnet zum Fürsten und zum Herrn.
Ihn schmückte nicht der Kurhut und nicht der Hermelin,
Sein Kleid, das war der Panzer, das Schwert umklirrte ihn;
Doch wie er stand im Kreise der Fürsten, hoch und reich,
Sein Haupt wuchs über alle, kein einz'ger war ihm gleich.
Und staunend sah der Kaiser ihn lange an und sprach:
„Willst du des Lebens Freuden tauschen für Ungemach?
Wagst du es, einzutreten, ein einz'ger, für das Recht,
Wo für das Unrecht streitet ein tobendes Geschlecht?
Willst du dein Leben wagen allstündlich an den Tod,
Nur, um ein Volk zu retten aus seiner tiefen Not?"
Friedrich der Hohenzoller ins Aug' dem Kaiser sah,
Er sprach nicht lange Worte, er sagte nichts als „ja",
Und in des Kaisers Rechten die Hand des Zollern lag,
Und Wort und Handschlag waren wie Blitz und Donnerschlag.
Da über allen Häuptern wie Adlerrauschen flog's,
Und aus dem fernen Süden gen Norden brausend zog's,
Und fern im märk'schen Dorfe ins Knie der Bauer sank:
„Herr Gott im hohen Himmel, dir sei Lob, Preis und Dank!
Mein Feld hat wieder Ernte und meine Kinder Brot, —
Es kommt der Hohenzoller, ein Ende hat die Not!"
184. Ein Kaiserbesuch in Wiesbaden i. 1.1442.
Georg Jordan.
Gerne kommt der Kaiser nach dem schönen Wiesbaden. Das ist
jedesmal ein Fest für die Jugend und nicht minder für die Alten.
Die Wilhelmstratze prangt im Flaggenschmuck, Ehrenpforten sind erbaut,
Girlanden hängen an den Fenstern, Fahnen flattern, das Rathaus
wird elektrisch beleuchtet, die Burgstratze gleicht einem grünen Lauben¬
gang. Auf die Minute läuft der Hofzug ein. Wie rasch und bequem
reist der Kaiser. Da fehlt nichts an Behaglichkeit. Jederzeit kann er
essen oder schlafen, sich ausruhen oder am Schreibtisch arbeiten, sich