Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

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und zieht die Würmer hervor. Sind die Eicheln reif, so halten 
der Nuß- und Eichelhäher ihre Ernte. Das Eichhörnchen baut 
zwischen den breiten Zweigen sein Haus und sammelt da zum 
Winter seinen Speisevorrat. Der Marder späht nach Eiern; der 
Kuckuck fucht nas Raupen, und die Eule umschwebt zur Nachtzeit 
den Eichbaum und sucht nach jungen Vögeln. 
Auch gegen, die Menschen zeigt sich der Eichbaum freigebig. 
Seine dürren Aste wirft er den armen Leuten herab. Aus den 
Eicheln bereitet man Eichelkaffee für Kranke. Die Galläpfel be— 
nutzt der Apotheker zur Bereitung der schwarzen Tinte. Ihre 
Rinde giebt die Eiche dem Lohgerber. Nach dem Ausbruch der 
Blätter wird sie abgeschält, gemahlen und dann zum Gerben des 
Leders benutzt. Däs Holz bekommt der Zimmermann. Dieser 
macht daraus starke Schwellen, welche die Schienen der Eisenbahnen 
tragen. Er schlägt mächtige Eichenpfähle in den sumpfigen Boden 
und baut darauf große Gebäude. Am Meeresufer bereiten die 
Menschen aus Eichenholz starke Dämme, um durch sie die wilden 
Wogen zurückzuhalten. Auf der Schiffswerft zimmert man aus 
Eichenholz große Schiffe, welche über das weite Meer fahren. 
So erweist sich die Eiche als ein Baum, der für viele Geschöpfe 
reichen Segen spendet. 
45. Der Tannenbaum. 
(N. Müller.) 
Schlanke Tanne, trägst den 
Gipfel 
Zu den Wolken hoch und hehr 
Und bewegest deine Wipfel 
Stolz im Winde hin und her. 
„Wohl darf ich das Haupt er— 
heben 
Über andere Bäume stolz; 
Denn ich bin fürs Menschenleben 
Gar ein viel bedeutend Holz. 
Denn mein Gipfel giebt die 
Wiege 
Für ein neues Menschenkind; 
Darum schaukle, darum biege 
Ich so lustig ihn im Wind. 
So ein Holz, das Stürme 
schaukeln, 
Taugt vor allem gut dazu; 
Träume werden es umgaukeln, 
Wiegen ein in süße Ruh'. 
Und mein Stamm, der fest 
und stille 
In die Erde bohret sich, 
Giebt die Bretter zu der Hülle 
In dem kühlen Grab für dich. 
Drum im Herzen still be— 
wahre, 
Was du hast an mir gesehn; 
Denke, daß oft Wieg und Bahre 
Nahe bei einander stehn!“
	        
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