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Dritte Periode der neueren Geschichte. 
Die Franzo¬ 
sen erobern 
Algier 1830. 
Die Ordo¬ 
nanzen des 
Ministeriums 
Polignac 
veranlassen 
die Jnlirevo- 
lution, 
die Absetzung 
Karls X. und 
die Erhebung 
Louis 
Philipps auf 
den französi¬ 
schen Thron. 
zu lenken, die Negierung der Bourbonen, welche schon durch die In¬ 
tervention in Spanien (1824) die allgemeine Aufmerksamkeit ans sich 
gezogen hatte, in ein glänzendes Licht zu stellen. Zunächst schickte er 
ein französisches Heer unter General Maisou nach Griechenland (S. 266) 
und ließ den Sohn des Vicekönigs von Aegypten mit seinem Heere 
aus dem Peloponnes verdrängen. Darnach rüstete er eine Expedition 
gegen den Dey von Algier; dieser Naubstaat hatte seit Jahrhunderten 
durch sein Piratenwesen die Meere unsicher geniacht und die Rechte der 
Fürsten und Völker frech verhöhnt. Als ihm daher der französische 
Consul im Austrage seiner Regierung Vorstellungen wegen der trotz 
aller Verträge fortdauernden Seeräuberei machte und dringend Abhülfe 
verlangte, hatte der Dey die Kühnheit, demselben mit dem Fächer ins 
Gesicht zu schlagen. Diese Ohrfeige verlangte blutige Sühnung, da in 
dem Consul die ganze französische Nation beleidigt und verhöhnt war. 
Die Eroberung und Zerstörung des Raubstaates ward beschlossen und 
sofort ausgeführt. Mit einer ansehnlichen Land- und Seemacht landete 
der französische Marschall Bourmout im Juli 1830 an der afrikanischen 
Küste, bombardirte Algier und nahm es mit Sturm ein. Der Dey 
wurde abgesetzt und das Land eine französische Provinz. Am 5. Juli 
wurde der Sieg der französischen Waffen feierlich in Paris verkündet. 
Karl X. hoffte die günstige Stimmung des Volkes zu benutzen und 
erließ im Einverständnisse mit dem Ministerium Polignac die bekannten 
Ordonanzen (25. Juli); wonach 1) die Freiheit der Presse aufge¬ 
hoben, 2) die Kammer noch vor ihrem Zusammentritt aufgelöst, 3) die 
Zahl der Deputirten von 430 auf 258 herabgesetzt und ein neues, 
unfreies Wahlgesetz vorgeschrieben wurde. Der 26. Juli, an welchem 
die königlichen Ordonanzen durch den Moniteur in Paris bekannt wurden, 
ging unter starker Aufregung vorüber. Aber an den drei folgenden 
Tagen entspann sich zwischen dem Volke und dem Schweizerregimente 
und anderen königlichen Truppen ein blutiger Kampf, aus welchem das 
Volk siegreich hervorging. Lafayette ward an die Spitze der Pariser 
Nationalgarde berufen und eine provisorische Regierung eingesetzt. Karl X. 
erklärte von St. Cloud, wohin er sich mit seinem Ministerium geflüchtet 
hatte, er wolle die Ordonanzen zurücknehmen und ein neues Ministerium 
bilden. Allein es war zu spät; am 30. Juli ward seine Absetzung 
öffentlich ausgesprochen und von den in Paris anwesenden Deputirten 
der Herzog von Orleans, Louis Philipp, zum Generallieutenant des 
Königreichs ernannt, welcher bereits am 9. August durch den Beschluß 
der Kammern zum König der Franzosen ausgerufen wurde.
	        
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