Full text: Deutsches Lesebuch für die mittlere Stufe mehrklassiger Schulen (Abtheilung 2, [Schülerband])

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Vierte Periode. Von 1273 — 1517. 
Beuchlins Hauptverdienst ist die Begründung des Studiums des 
Hebräischen. Seine Kenntnis dieser Sprache verwickelte ihn in 
eine heftige Fehde mit dem jüdischen Benegaten Johann Pfeffer¬ 
korn und dessen Schützern, den Dominikanern von Köln, der 
damaligen Hochburg der Scholastik, (der Prior war Jakob von 
Hochstraten) über die Judenbücher (1511). Dieser Streit ergriff 
die ganze literarische Welt und veranlagte auch die wirksame 
Satire der Epistolae obscurorum virorum (Briefe unbe¬ 
kannter Männer), ein Werk der Erfurter Humanisten und Huttens, 
das Gregenbild zu Beuch lins Epistolae clarorum virorum. 
Erasmus überragte alle Zeitgenossen durch die Feinheit 
seines Geistes und seines Stils. Als Philologe, Pädagoge und 
Theologe bekämpfte er den Formalismus und Buchstabenglauben. 
Yon seinen Werken wurden am wirkungsvollsten, in verschie¬ 
dener Weise, die Herausgabe des griechischen Textes des Neuen 
Testaments und die Satire „Das Lob der Narrheit". 
Ulrich von Hutten1, ein Bitter in seinem ganzen Wesen, 
von heftiger Leidenschaftlichkeit und großer Sprachmächtigkeit und 
voll glühender Vaterlandsliebe, erhob die schärfsten Angriffe gegen 
das Papsttum, das die deutsche Nation aussauge und mißhandele. 
Auch in Deutschland erfolgte neben dem Aufblühen der 
humanistischen Wissenschaften ein Aufschwung der Kunst, be¬ 
sonders der Malerei. Auf die vorbereitende Tätigkeit des an 
niederländischen Mustern gebildeten Martin Schongauer folgten die 
genialen Arbeiten der großen Nürnberger Peter Yischer2 und 
Albrecht Dürer3 und des Augsburgers Hans Holbein d. J.4, 
1) Geb. 1488 auf Burg Steckelberg bei Fulda, entsprang dem Kloster, 
führte ein unstätes Wanderleben von einer Universität zur andern, tat Kriegs¬ 
dienste in Italien, wurde zuerst bekannt durch seine „Eeden" gegen Hz. 
Ulrich von Württemberg, der seinen Stallmeister Hans Hutten, Ulrichs 
Vetter, ermordet hatte, und trat, (1517) in Augsburg zum Dichter gekrönt, 
in den Dienst des Kurf. Albrecht von Mainz. Bezeichnend für ihn ist sein 
Wort an Pirckheimer (1518): „0 Jahrhundert! 0 Wissenschaften! Es ist eine 
Freude zu leben: die Studien blühen, die «Geister regen sich." 
2) Er war Erzgießer. Yon ihm ist das Sebaldusgrab. 
3) Holzschnitte: Apokalypse, Marienleben, große und kleine Passion; 
Kupferstiche: Bitter, Tod und Teufel, Hieronymus, Melancholie; Ölbilder: 
Hieronymus Holzschuher, Vier Apostel. 
4) Madonna des Bürgermeisters Meyer, Totentanzbilder.
	        
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