3. Der Bernstein.
143
als die der Nordsee. Ihre Küsten sind flach und durch Dünen geschützt.
Ebbe und Fluth sind kaum wahrnehmbar und das klare, grüne Wasser
wegen des vielen Süßwassers, das die Flüsse ihr zuführen, nur halb
so salzig, lote das der Nordsee. Die Wellen gehen wegen der ein¬
geschlossenen Lage des Meeres sehr kurz; die Winde aber sind heftig
und verderblich, und die Schifffahrt ist gefahrvoll, besonders wenn ein
schwerer Nordost über das Meer braust. Die Ostsee friert leicht zu,
besonders in den schmaleren Theilen. Schon Mitte Dezember schießen
an den Küsten breite Ränder von Eis an, dehnen sich schnell über die
schinaleren Buchten und Kanäle aus und hemmen die Schifffahrt
zwischen den Häfen. Wird das Meer wieder frei, dann spülen die
plätschernden Wellen über den weißen Sand bis an die Dünen
und laden den Strandfischer, wie den reichen Rheder, zur Fahrt ein.
Bald schaukeln sich auf der grünen Fluth die kleinen Fischerboote und
die Seeschiffe mit ihren weißen Segeln, und schnelle Dampfer durch¬
furchen die Wogen.
2. In der Ostsee liegen viele Inseln, deren größere mit freund¬
lichen Ortschaften und baumreichen Gefilden geschmückt sind. Eine der
schönsten ist Rügen an der pommerschen Küste, Stralsund gegenüber.
Wer aus den einförmigen Landstrichen Pommerns kommt, für den muß
dies Eiland mit seinen vielen Buchten, Landzungen und Vorgebirgen,
mit seinen reichen Saaten, duftigen Hainen und herrlichen Buchen-
waldungen, mit seinen Seen, Bächen, Felsen und Hünengräbern auf
grauen Heidestrecken, mit dem erhabenen Anblick der See und mit seiner
milden Lust einen anziehenden Reiz bieten, der noch erhöht wird durch
die in den armen Fischerhütten noch heimischen Sitten alter Einfachheit,
Herzlichkeit und Gastfrenndschaft.
Das berühmteste Erzeugniß der Ostsee ist der Bernstein, welchen
sie allein in so reichem Maße besitzt.
3. Der Bernstein.
1. Lange Zeit wußte man nicht, was der gelbe, durchsichtige
Bernstein eigentlich sei, bis man die kleinen Käfer, Ameisen und
Fliegen bemerkte, die mitunter in ihm eingeschlossen sind. Oft
fehlen den Thierchen einige Füße, oder ihre Flügel sind durch
einander gewirrt und beschädigt, oft aber sind sie auch ganz un¬
verletzt und breiten ihre Flügel oder strecken die Füße und Fühl¬
hörner, als ob sie noch lebten. Da sieht man Springkäfer im Fort¬
schnellen, Spinnen, wie sie den Fliegen nachsetzen u. a. m. Wie