128 16. Der arme Menrad. 1?. Dcnkspruch. 18. Der Bauer und sein Sohn.
16. Der arme Menrad.
Der arme Menrad hütete die Ziegen; sein Lohn war aber so
gering, daß er sich nicht einmal Schuhe anschaffen konnte. Es
froren ihm sehr die Füße; denn es war schon spät im Herbste
und das Wetter naß und kalt. Da trat ein Mann aus dem Ge¬
büsche, der wegen Diebstahls schon einige Male im Zuchthause
gewesen war. Der Mann sagte: „Mein Handwerk ist einträg¬
licher als das deinige; komm zu mir in Dienst, ich lasse dir
neue Schuhe machen, und du darfst dich nicht mehr so quälen
und im Kote barfuß gehen.“ Der Knabe antwortete: „Nein, ich
will lieber barfuß gehen und ehrlich bleiben, als mir durch Un¬
recht das reichlichste Auskommen verschaffen. Weißt du nicht,
daß Gott ins Verborgene siehet und alles ans Licht bringt? Du
hast es ja schon erfahren, daß er das Böse bestraft. Es ist besser,
seine Füße mit Kot beschmutzen, als die Hände mit schlechten
Thaten.“ chr. schmid.
17. * Denkspruch.
Aber ein fröhliches Herz
unter der Weste,
das ist das beste.
Gldenberg.
18. *Dcr Bauer und sein Sohn.
Ein guter, dummer LancrKnadc,
den Junker Hans einst mit auf Leisen nahm,
und der, trotz seinem Herrn, mit einer gute» Gabe,
recht dreist zu Ingen, wiederkam,
ging knr; nach der volikrachten Leise
mit seinem Vater über Land.
Fritz, der im Geh'n recht Zeit znm Lügen fand,
log auf die nnverschämfstc Weise.
Zn seinem Unglück kam ein großer Hund gerannt.
„3a, Vater", rief der unverschämte Liiakc,
„Ihr mögt mir's giandcn oder nicht,
so sag' ich's Luch und jedem ins Gesicht,
daß ich einst einen Hund bei-Haag gesehen hake,
hart an dem Weg', wo man nach Frankreich fährt,
der, — ja ich bin nicht ehrenwert, —
wenn er nicht größer war als Euer größtes Pferd."
„Vas", sprach der Vater, „nimmt mich wunder,
wiewohl ei» jeder Gri iäßt Wunderdinge sch'u.
Wir, zum Lrempel, geh'n jetzunder
und werden keine Stunde geh'n,
Unter der Mütze
ein wenig Grütze
ist gar viel nütze.