Full text: Lesebuch für die mittlere Stufe (Abteilung 1, [Schülerband])

20. * Deutscher Rat. 
1. Nor allem eins, mein Lind: Lei Ire» und wahr, 
las! nie die Läge deine» Mund entweih»! 
Von alters her im dentfchcn Volke war 
der höchlle tluhm, getreu und wahr zu sein. 
2. Du bist ein deutsches Sind, so denke dranl 
Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer. 
Äns einem ünabcn aber wird ein Manu; 
das Sännichen biegt sich, doch der Saum nicht mehr. 
3. Sprich ja und »ein, und dreh' und deutle nicht; 
was du berichtest, sage Kur; und schlicht; 
was du gelobest, sei dir höchste Psticht; 
dein Wort sei heilig, drum verschwend' cs nichti 
4. Leicht schleicht die Lüge sich ans Her; heran, 
zuerst ein Zwerg, ein tticfe hintennach; 
doch dein Gewisse» zeigt den Feind dir an, 
und eine Stimme rüst in dir: „Sei wach!" 
5. Dan» wach' und Kamps', cs ist ein Feind bereit: 
Die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr. 
Sind, Deutsche Kämpfen tapfer allezeit: 
Du deutsches Sind, fei tapfer, treu und wahr! 
21. Das treue Fischlein. 
weinick. 
In einem silberhellen Bache lebte ein junges Fischchen, so schön, 
als man nur eins sehen konnte. Seine Schuppen glänzten wie Gold 
im Sonnenscheine, und es spielte so lustig im Wasser wie der Vogel 
in der Lust. Aber der Fischer hatte sich eine Angel gemacht und ein 
Würinchen daran gesteckt und hielt sie ganz ruhig in das Wasser, daß 
ihn die Fische nicht merkten. Da kam unser Goldfischchen geschwommen, 
und weil es Hunger hatte und nichts Schlimmes ahnte, schnappte es 
nach dem Würmchen, und sieh, es war gefangen. Schnell zog es der 
Fischer an das Land und wollte es in seine Tasche stecken. Aber das 
schöne Fischlein bat ihn gar beweglich: „Lieber Fischer, laß mich doch 
leben! Ich bin ja noch so jung und möchte noch so gern im Wasser 
spielen. Jetzt hast du ja auch nicht einen Nutzen von mir; wenn ich 
größer bin, dann kannst du mich wieder fangen und schlachten." Der 
Fischer hatte Mitleid mit dem jungen, schönen Tierchen und sagte: 
„Nun, wenn ich mich auf dein Wort verlassen kann, daß du zu rechter 
Zeit wieder hierher kommst, so will ich dich noch auf ein Jahr frei 
lassen. Aber denke daran und halte dein Wort!" Das Fischlein ver¬ 
sprach es und war bald wieder im Wasser. Hier schwamm es wieder, 
wie früher, fröhlich auf und ab, spielte und ward immer größer. 
Als aber die zwölf Monate des Jahres um waren, da erinnerte es sich 
i «jpö 'sracjsr'*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.