Object: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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II. Der Landwirt in Familie und Besitztum. 
innigen Anteil an den Sorgen und Lasten der Mutter. Am Tage 
schaffte er im Schweisse seines Angesichtes, versagte sich oft ge- 
nug erlaubte Genüsse, um dir und deinen Geschwistern Brot und 
Kleidung zu verschaffen. Manche Nacht verseheuchte die Sorge 
den so notwendigen Schlaf von den ermüdeten Kugen. Marst du 
erkrankt, dann verdoppelten die Eltern die Pflege mit ängstlicher 
Sorgfalt; sie belauschten jeden Atemzug in steter Purcht, die 
kalte Hand des Todes könnte dich ihnen entreissen. 
Je älter du wurdest, um so grösser wurden auch die elter- 
lichen Sorgen; da hiess es, dich christlich erziehen: eine schwere 
und verhängnisvolle Aufgabe. Deine Eltern dachten an sich selbst 
stets zuletzt; sie sorgten für dich und werden für dich sorgen bis 
zum letzten Atemzuge. 
Ist Vater und Mutter bereits gestorben, o, dann hast du ja an 
ihrem Sterbebette es selbst erfanren, welche schwere Sorgen um 
dieh sie mit ins Grab hineingenommen haben! 
Und nun, mein Sohn, ist dein Herz denn virklich so Lalt, 
dass dort der letzte Punken der Dankbarkeit erloschen ist? Es 
wãre traurig und beschämend für dich. 
Du bist noch jung und darum nieht reich an Erfahrungen, 
aber das hast du jedenfalls schon bei dir und anderen erprobt, 
dass das eigene Intferesse, das , Was bekomme ich dafür?“ eine 
gewaltige Driebfeder für unser Thun und Lassen ist. Als du den 
ersten Lohn heimgebracht, da bist du noch einmal so gern zur 
Arbeit gegangen. Gott lässt, mensehlieh gesprochen, aueh dieses 
Mittel nicht anversucht, um uns zur Pflichterfüllung gegen unsere 
Eltern zu bewegen. Bei den andern Geboten, da heisst es einfach: 
„Du sollst“ oder: „Du sollst nicht“; hier wird ausdrücklich noch 
dazu ein bestimmter Lohn verheilssen. 
Warum aber gerade ein langes Leben? 
1. Das Leben ist das höchste unserer irdischen Güter, die 
Grundbedingung aller andern. 
2. Derjenige, welcher für eine Wohlthat erkenntlich ist, ver- 
dient, dass ihm diese auch weiter zu teil wird. Bist du als guter 
Ssohn dankbar für das Leben, welches deine Eltern dir gegeben, 
und benutzest du es zum Ausdruck deines Dankgefühls so 
verdienst du auch, dass dir dein Leben verlängert werde und du 
dich lange der Wohlthat erfreuest, welehe du zum Besten derer 
benutzest, von denen du sie empfangen hast. 
Dazu kommt die ausdrückliche Verhbeissung eines glück- 
lichen Lebens. 
„Dem Kind, das seine Eltern ehrt, 
wird Glück und Heil von Gott beschert.“ 
Guten, braven Kindern geht es meistens auch schon in diesem 
Leben gut. Kommen einmal Heimsuchungen, so gehen diese auch 
wieder vorüber, und dann folgt Gottes Segen um so sichtbarer. 
Den reichsten Lohn aber finden sie in einem glücklichen Familien-
	        
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