Z. Und funkeln alle weit und breit
und funkeln rein und schön;
ich seh' die große Herrlichkeit
und kann mich satt nicht sehn. —
4. Dann saget — unterm Himmelszelt —
mein Herz mir in der Brust:
„Es gibt was bessers in der Welt
als all ihr Schmerz und Lust.“
5. Ich werf' mich auf mein Lager hin
und liege lange wach
und suche es in meinem Sinn
und sehne mich darnach.
Wandsbeck. 1798-1803.
59. Ein Wunderdoktor.
Abraham Fmanuel Fröhnlieh.
Jeromĩas Gotthelfs Leben. Berlin. 1855. 8. XIII.
Zu Ende des vorigen Jahrhunderts lebte in dem Dorfe Langnau
in der Schweiz der berühmte Landarzt Micheli Schuppach. Bei diesem
wurde nicht nur in Krankheit Hilfe gesucht, sondern ebenso in jeglicher
andern Noth, und man glaubte, er habe gegen jeden Mangel und
jedes Leiden ein Mittel und einen Zauber. Und er half oft wirklich
auf die merkwürdigste Weise. So kam einst eine rüstige Frau zu ihm
und klagte ihm ihr Unglück, wie sie einen zank- und streitsüchtigen
Mann habe, wie er sie mit giftigen Reden Tag und Nacht plage und
ihr Woche aus und ein das ganze Jahr hindurch keine Ruhe lasse.
Sie möchte doch den Herrn Doktor gar sehr gebeten haben, ihr etwas
gegen dieses Hauskreuz zu geben; er werde wol etwas dagegen wissen
und haben. Micheli, welcher die redselige Frau, die der Klagen über
ihren Mann fast kein Ende finden konnte, hatte ausreden lassen, besann
sich dann eine Weile und sagte: „Es gibt freilich wider ein so großes
Übel, mit welchem Euer Mann behaftet ist, ein Mittel; aber wenn es
nicht genau gebraucht wird, wie es soll, so wird das Übel noch viel
größer.“ „O, es soll nicht fehlen,“ sagte die Frau, „ich werde pünkt—
lich thun, was Ihr vorschreibt.“ Da ging Micheli in sein Nebenzimmer,
wo seine Apotheke war, und brachte eine ziemlich große Flasche mit
Brunnenwasser, in welches er Tropfen irgend eines unschädlichen Saftes
gegossen hatte, und sagte dann: „Sehet, Frau, sobald Euern Mann
die Streit- und Tobsucht wieder anfällt, so nehmet Ihr von diesem
köstlichen Mittel ein halbes Glas voll, und behaltet es im Munde, so
lange es Euch immer möglich ist; je länger, desto besser, und je mehr
Ihr Euch bezwingt und es ja nicht wieder verschluckt noch ausspeiet, so
werdet ihr sehen, daß das Wüthen Eures Mannes abnimmt, und
merkt Ihr das, und geht der Mann selbst etwa auf die Seite, — er
wird wol wissen warum, — dann mögt Ihr das Wasser ausspeien,
aber sogleich wieder einen Mund voll nehmen, wenn das Übel den
Mann neuerdings anfällt.“ Die Frau kam nach einiger Zeit wieder
zu Micheli und sagte: „Das Mittel hat schon ziemlich geholfen, aber