Full text: [Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 5 = 5. Schuljahr, [Schülerband])

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und auch den Wirt fragte er nach Namen, Gewerbe und Familie. 
Dann, wie von ungefähr, fuhr er fort: „Sieh, du hast ja da einen 
prächtigen, neuen Hut, wie ich nie einen besessen habe. Wie wär's, wenn 
wir tauschten? Du erhältst freilich nur einen alten Hut, aber den 
Hut des Kaisers, und ich bekomme bei dieser Gelegenheit einen neuen, 
der mich keinen Heller kostet.“ 
Natürlich ging der Wirt auf den Tausch ein, und Rudolf setzte 
den eingetauschten Hut wohlgefällig auf. Dann ging er hinaus und 
sandte einen Bürger zu des Wirtes Frau, der zeigte ihr den Hut 
ihres Mannes vor und sprach: „Sehet da, von wem ich komme! Ihr 
sollt mir für den Eigentümer dieses Hutes sogleich den ledernen Beutel 
mit dem Golde übergeben.“ Die Frau, keine List ahnend, gab ohne 
Bedenken den Beutel her. Als nun der Kaiser das Gold empfangen 
hatte, trat er mit dem Hute in den Saal. Der bestohlene Kaufmann 
wurde gerufen und mußte die Anklage wiederholen, der Wirt aber 
leugnete hartnäckig. Da zog Rudolf den Beutel hervor und fragte, 
mit ernstem Auge den Wirt anblickend: „Kennst du diesen Beutel?“ 
Darüber erschrak der Dieb heftig, fiel auf die Knie nieder und bat 
um Gnade, mußte aber seine Schalkheit am Galgen büßen. 
Andrũä. 
37. König Friedrich und sein Nachbar. 
Der König Friedrich I. von Preußen hatte acht Stunden von 
Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht 
ganz nahe dabei die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstens 
stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut nebeneinander, 
obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn 
die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem 
aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an 
den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern 
und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar, und die Gedanken des 
Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal 
das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Der geneigte 
Leser sagt: „Ein König hat Geld wie Laub, warum kauft er dem 
Nachbar die Mühle nicht ab und läßt sie niederreißen?“ 
Der König wußte, warum; denn eines Tages ließ er den Müller 
zu sich kommen. „Ihr begreift,“ sagte er zu ihm, „daß wir zwei 
nicht nebeneinander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt
	        
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