Full text: Augsburger Lesebuch für die sechste Volksschulklasse

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Wie die Gemeinde drauf nach Hause geht, 
die Mutter bald am Herde wieder steht, 
das Huhn ist weich, die Suppe diek und sett, 
sie deckt den Tisch, bereitet alles nett, 
trägt auf und denkt beim zwölften Glockenschlag: 
Wo doch der Gast so lange bleiben mag? 
Es schlägt auch eins. Da wird ihr endliech bang: 
„Sprich, lieber Mann, wo weilt dein Gast so lang? 
Die Suppe siedet ein; die Kinder stehn 
so hungrig da und nogh ist nichts zu seh'n. 
Wie heibet denn der Herr? Ieh glaube fast, 
dab du vergeblich ihn geladen hast.“ 
Der Vater aber winkt den Kinderlein: 
„Seid nur getrost! Er kommt nun bald herein.“ 
Drauf wendet er zum Himmel das Gesicht 
und faltet zum Gebet die Hände, spricht: 
„Herr Jesu Christe, komm, sei unser Gast 
und segne uns, was du bescheret hastl 
Da klopft es an der Türe. Seht, ein Greis 
blickt matt herein, die Locken silberweib! 
„Gesegn' euch's Gott! Erbarmt eueh meiner Not! 
Um Christi willen nur ein Stücklein Brot! 
Schon lange bin ich hungrig umgeirrt, 
vielleicht, dab mir bei euch ein Bissen wird!“ 
Da eilt der Vater: „Komm, du lieber Gast, 
wie du so lange doch gesäumet hast! 
Schon lange ja dein Stuhl dort oben steht; 
komm, labe dieh, du kommst noch nieht zu spätl“ 
Und also führet er den armen Mann 
mit hellen augen an den Tisch hinan. 
Und: „Mutter, sieh dochl! Seht, ihr Kinderlein, 
den Heiland lud ich vor acht Tagen ein. 
Ieh wubt' es wohl, dab, wenn man Jesum lädt 
er einem nicht am Haus vorübergeht. 
O, Kinder, seht! In diesem Armsten ist 
heut' unser Gast der Heiland Jesus Christ.“ 
Albert Knapp 
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