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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Jede Legion war in zehn Co horten, jedes Treffen in zehn Ma¬
li ipe ln, eine Manipet weiter in zwei Centnrien (nur bei den
Triaricrn nicht) getheilt; (die Reiter in Turnen, jede von drei Dc-
curien). Die Cohorte enthielt sonach von jeder Waffengattung einen
Manipel. Diese Einthcitnng und die ganze Anordnung der Legion,
wornach ein Treffen das andere in seine Zwischenräume aufnehmen
konnte, gab ihr eine bewunderungswürdige Leichtigkeit, Beweglichkeit
— auf jedem Lokale und zu jeder Evolution — und, war sie znsam-
mengerückt, eine furchtbare Stärke im Stoß.
Die römische Infanterie war wohl die beste, die jemals gewesen.
Sie hat die Wett erobert. Die Kavallerie mochte nur schwer gegen
die numidische, gegen die paethische gar nicht aufkommen. Aber
in europäischen Kriegen wird immer das Fußvolk entscheiden.
Auch eine Art der Artillerie hatten die Römer in ihren verschiedenen
Kricgsmaschienen, deren Wirkung in Schlachten und Belagerungen
allerdings furchtbar war. — Von der römischen Marine ist das
Nöthige schon in der detaillirtcn Geschichte gelegentlich bemerkt wor¬
den. Auch haben wir dort gesehen, daß bei der Belagerung von Veji
zum crstenmale den Truppen Sold bezahlt wurde. Im Verhältnisse der
damaligen Preise der Lebensmittel waren die zwei, vier und sechsObolen,
welche zu Polybins Zeiten der gemeine Mann, der Centnrio und der
Reiter täglich erhielten, mehr, als unser heutiger Sold.
Wir übergehen das Detail der Schlachtordnungen. Vieles in
ihrer Theorie war ans ewigen Regeln entnommen. Manches könnte
heut zu Tage bei veränderten Waffen nicht mehr brauchbar seyn.
Wachsamkeit, Vorsicht, selbst bei anscheinender Schwäche des
Feindes (*), Strenge der Disciptin (so oft sie nachließ, was in
einzelnen Zeiten geschah, wurden die Römer geschlagen), Kleinheit des
Tross es — die Soldaten trugen ihre Bedürfnisse fast alle mit sich —
Geheimhaltung des Vorhabens, Erforschung und weise Benüznng
des Charakters der feindlichen Völker und Feldherren, geschickte Wahl
des Schlachtfeldes, dann eine große Manier des Krieges, wcla^
darin besteht, nnverrückten Blickes ans den Zweck loszngehen, schnell
und entscheidend zu handeln, nie ¿it wanken, nie nachzulassen — vor¬
züglich aber die Kunst, ans die Gemüther der Soldaten zu wirken,
ihre physische Kraft durch moralische Triebfedern, ihren Muth durch
Begeisterung zu erhöhen — dies waren die Mittel, wodurch die römi-
(*) Die Römer, so oft sie lagerten, verschanzten sich, selbst für eine
einzelne Nacht. Sie ungewahrt zu überfallen, war fast unmöglich. Die Marsche
geschahen meistens in Schlachtordnung.