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dadurch der Nutzen des Vogels ist, so wenig wird zu v Schutze
getan. Mache es dir darum zur Pflicht, die Meisen sowie auch die
anderen nützlichen Vögel auf alle Weise zu behüten!
Vach Lutz, Wanderungen.
178. Die Fledermaus.
1. Kaum ist die Sonne gesunken, so sehwirrt die dunkle Gestalt dor
Fledermaus pfeilsehnell über das Haupt des Wanderers dahin. Der weiehe,
kleine Körper hat das sammetne Vell der Mans. Aueh die HEinterfüße
beider Tiere zeigen viel Mnlehkeit; aber die Vorderfüße sind sehr ver-
sehieden gebaut. Die Maus hat kurze Fübe mit Krallen zum Graben; dio
Vorderbeine der Fledermaus hingegen sind Flugwerkzeuge. Zwisehen den
Zehen ist, hnlieh dem Zeuge zwischen den Stäben eines Regensehirmes,
eine graue, zarto Haut ausgespannt. Diese reieht bis zu den Hinterfüben.
Sio kann ausgebreitot und zusammengefaltet werden. NMit HBilfe dieser
Haut fliegt die Fledermaus in der Nacht mit grober Sehnelligkeit. Jetat
segelt sio in bedeutender HEöôöhe und ersehnappt dort Fliegen. Gleieh dar-
auf sehiebt sio herunter auf das Wasser und erhaseht Mueken und RKafer.
WVir erkennen die Tierehen, von denen die Fledermaus lebt, bei hellew
Sonnensehein nur mit Muhe; sie erspäht dieselben in finstrer Nacht. Vir
stolpern in der Dunkelheit oft auf ebenem Wege; sie sohwirrt in der Nacht
wisehen den Zweigen der Bäume hindureh. Auffallend grob gind die
Ohren der FPledermaus, und jedenfalls ist ihr Gehör sehr seharf. Von forn
sohon vernimmt sie das Summen des Muekensehwarms und des einsamen
Kafers sowie den leison Flugelsehlag der Pule, welehe ihr mit Klaue und
Sohnabel droht.
2. Sobald der Tag anbrieht, suehen die FPledermäuse ihre Sehlupf-
vinkel auf. Einige kriechen in hohle Bäume, andere versteeken sieh unter
die Strohdaeher der Seheunnen, noeh andere sehlüpfen in Kirehtürme, in
Ruinen oder in unbenutzte Sechornsteino. Sonderbar ist dio Art, vwie sie
ausruhen und sehlafen. Sie hängen sieh mit den Krallen der Hinterfübe
an einen Dachsparren oder Holznagel auf; der Kopf ist dabei naeh unten
gewendet. Ebenso bringen sie die kalten Tage des Winters zu. Beim
Beginn desselben wiekeln sie sieb in ihre Flugel vie in ein Tueh und
sehlafen ein. Wer unten vorübergeht, glaubt wohl einen Petzen Spinn-
gewebe zu sehen, so regungslos hängen sie da. Wenn aber die ersten
Kafer dureh die Seheunen schwirren, dann waceht aueh die Langsehlaferin
auf und wiekelt sieh aus ihrem Tuehe. Was im Winter Mantel gewesen
var, vird zum Flügel und trägt sie dureh die Luft.
3. Leider stehen die Fledermause nieht in gutem Rufe. die sollen den
Mensehen gern in die Haare flegen und sie dadureh ersehreeken. Das ist
jedoeh nĩeht zutreffend, weshalb es törieht sem wurde, diese Tiero zu fureh-
ten. Und daß sie von den Speckvorrãten zehren sollten, ist ebenfalls unwahr.
Darum ist es sehr unreeht, venn man sie tötet. Sie vertilgen Millionen
von Kafern, Raupen und Nachtsehmetterlingen. Dabei haben sio noch
manehe andere löbliehe EVigenschaft. Gar sorglieh pflegt die FPledermaus
lhre Jungen. Sie verlabt dieselben nieht eher, als bis sie selbst ihre Flug-
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