217
was raschelt drüben am Hage? —
Das ist der gespenstige Graberknecht,
der dem Meister die besten Torfe verzechit.
EHu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
unheimlieh nicket dis Pöhre;
der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
dureh Riesenhalme wie Speere.
Und wie es rieselt und knittert darin! —
Das ist die unselige Spinnerin,
das ist die gebannte Spinnlenor',
die den Haspel drebt im Geröhre!
Voran, voran, nur immer im Lauf,
voran, als woll' es ihn holen!
Vor seinem Fusse brodelt es aut,
es pfeift ihm unter den Soblen
wie eine gespenstige Melodei. —
Das ist der Geigemann ungetreu,
das ist der diebische Fiedler Knauf,
der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
hervor aus der klaffenden Höhle.
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret':
„EHo, ho, meine arme Seele!“
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
wur' nieht Schutzengel in seiner Nah',
seine bleichenden Knöchelehen fände spät
ein Graber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der Boden sich,
und drüben, neben der Weide,
die Lampe flimmert so heimatlich;
der Knabe steht an der Seheide.
Tief athmet er auf, zum Moor zurüek
noch immer wirft er den scheuen Blick:
„Ja, im Geröhre war's fürchterlich,
o, schaurig war's in der Heide!“
Annette Freiin von Droste-Hälsbof.
119. Kurfürst Friedrich der Weise.
Kurfürst Friedrich der Dritte von Sachsen war ein hochverständiger
und christlicher Fürst, und trägt den Beinamen „des Weisen“ mit Fug und
Recht. Auf's höchste hat er sich beflissen, friedlich zu regieren, und sich bis