Full text: Beschreibung des Königreichs Sachsen

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gehalten sein sollte, ihm einen hölzernen Becher, mit schwä¬ 
bischen Hellern gefüllt, zu überreichen. Dieser Becher wurde auf- 
dem Nachhause in Schöneck aufbewahrt. Als unser König, wie 
so eben erwähnt, in Schöneck einsprach, überbrachte ihm eine Depu¬ 
tation ebenfalls den Becher mit den Hellern auf einem Kissen; 
allein er nahm das Geschenk nicht an, sondern erbat sich nur einige 
Heller aus dem Becher. 
An den Schöneckern sieht man recht, wie leicht sich der Mensch 
verläßt auf irgend einen irdischen Vortheil, der ihm zu Theil wird. 
Da Schöneck von Abgaben frei war, so sollte man meinen, die 
Schönecker hätten können wohlhab^rd werden, da doch in mancher 
Zeit die Abgaben das Vaterland gar sehr drücken. Aber dieß war 
nicht der Fall. Es kann kaum ein ärmeres Städtchen im Lande 
geben, als Schöneck. Die Leute scheinen gemeint zu haben, es 
werde schon zureichen, weil sie ja doch abgabenfrei wären, und so 
sind sie auf diesem Ruhekissen verarmt. Da war es denn recht 
gut, daß mit dem Eintritt der constitutionellen Verfassung in Sach¬ 
sen den Bewohnern von Schöneck für ihre Abgabenfreiheit Staats¬ 
entschädigungen gegeben wurden, so daß sie nun auch ihre Abgaben 
zu entrichten haben, wie andere Bürger Sächsischer Städte. Freilich 
dürfen wir auch nicht vergessen, daß der Boden um Schöneck sehr- 
arm iss. Die Gewerbe der Schönecker sind besonders Weberei, 
Ausnäherei und Oekonomie. Doch gedeiht außer Hafer und Som¬ 
merkorn wenig Getreide. Der Roggen verkümmert gewöhnlich. 
So ist auch nur hier und da vor einem Hause, welches in der 
Geduld steht, etwa ein Kirsch- oder Aepfelbaum zu sehen; allein 
die Früchte sind klein und wenig schmackhaft. Aber Wiesen und 
Schwarzwald giebt es genug um Schöneck und Klingenthal. 
Von Schöneck geht's nun über Berg und Thal durch die Dörfer 
Wohlbach und Breitenfeld nach Neukircben. — In Wohl¬ 
bach sieht man schon eher einen Obstbaum, als in Schöneck, und 
der sonstige Pastor Cramer daselbst hatte eine recht reiche Baum¬ 
schule.— Das Rittergut Breitenfeld war Besitzthum des sehr 
achtbaren Justizamtmann Jani in Adorf, eines Mannes, der auf 
den Sächsischen Landtagen oftmals darauf hingewiesen hat, daß 
das Glück des Volks auf heiligen Säulen, auf dem Glauben an 
Gott und auf Gottesfurcht und Gerechtigkeit ruhe. Er wollte end¬ 
lich nach Amerika auswandern, wurde aber auf dem Schiffe 
vom Tode ereilt. 
Die Stadt Markneukirchen, die südlichste Stadt Sachsens, 
brannte auch im Jahre 1840 zum großen Theil nieder. Kirche, 
Schule, geistliche Gebäude und Rathhaus wurden ein Raub der 
Flammen. So sind nun allerdings die früheren hölzernen Häuser in 
steinerne verwandelt worden, und aus der Asche ist ein sehr schönes 
Gotteshaus und ein ebenfalls recht schönes Rathhaus erstanden; 
aber die armen Bewohner von Markneukirchen haben die Nachtheile,
	        
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