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Handhabung der Rechte die Willkür der Gesetzlosen zu zügeln
und den Begierden und Leidenschaften der Herrschsüchtigen eine
feste Grenze zu setzen. Hierzu wäre Keiner geeigneter gewesen,
als Cäsar, der größte römische Feldherr und einer der geist¬
reichsten Männer Roms. Schon als Knabe zog er durch außer¬
ordentliche Talente die allgemeine Bewunderung auf sich. Sein
Vater starb früh; da übernahm seine Mutter, die edele Au¬
relia, mit aller Liebe die Erziehung ihres hoffnungsvollen
Sohnes. Besonders lernte er von ihr die Freundlichkeit im
Umgänge, durch welche er sich nachher Aller Herzen erwarb.
Sein Sinn war früh auf großen Ruhm und außerordentliche
Thaten gerichtet, und kaum neunzehn Jahre alt dachte er nicht
schlechter von sich als von denen, welche er die höchsten Stel¬
len bekleiden sah. Er war mit Cornelia, der Tochter des Cinna,
jenes Anhängers des Marius, verheirathet. Sulla befahl ihm
unter Androhung der Todesstrafe die Auflösung der Ehe mit
der Tochter seines Feindes. Er aber kehrte sich nicht an die¬
sen Befehl und floh mit seiner Gattin aus Rom. Sofort
schickte Sulla seine Trabanten aus, den Flüchtling zu ergrei¬
fen und zu ermorden. Unterdessen legten die angesehensten Per¬
sonen Fürbitte für sein Leben ein. Erst nach vielem Bitten
gab er nach und sprach die bedeutungsvollen Worte: „So
behaltet denn euren Cäsar, aber wisset, in dem jungen Manne
steckt mehr als ein Marius!" Cäsar trauete jedoch dem Ty¬
rannen nicht und kehrte erst auf die Nachricht von dessen Tode
nach Nom zurück.
. Bald darauf machte er eine Reise nach der Insel Rhodus,
um Molon, einen der berühmtesten Redner seiner Zeit, zu
besuchen. Auf dieser Reise wurde er von Seeräubern über¬
fallen, die zwanzig Talente (fast 25,000 Thaler) Lösegeld von
ihm forderten. „Was," rief er unwillig, „für einen Mann
wie ich bin, nur zwanzig Talente! Fünfzig sollt ihr haben!"
— und schickte sofort seine Begleiter ab, das Geld zusammen
zu bringen. Während dessen benahm er sich auf dem Schiffe