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Deutschlands Kolonieen. 
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Kaufleute Baumwollstoffe, Waffen und Pulver, Beile, Tabak, 
Spirituosen, Salz, Nadeln und Schmucksachen liefern. 
cl) Gesellschaft^ che Verhältnisse, Sitten und Ge- 
brauche. Die Bevölkerung besteht aus Freien und Sklaven. 
Die einzelnen Stämme stehen unter Häuptlingen, welche sich meist 
„Könige" nennen. Sie sind von einander in der Regel unab- 
hängig, haben geringe Machtbefugnisse und einen kleinen Herrscher- 
kreis. Oft hat jedes Dorf seinen „König". Ihr Reichtum be- 
steht in Frauen und Sklaven. Soll eine wichtige Sache beraten 
werden, so beruft der Häuptling ein Palaver. Der ganze Ort, 
einschließlich der Weiber, ist auf dem Palaverplatze bei der Woh- 
nung des Häuptlings versammelt, die Versammlung sitzt um einen 
großen, viereckigen, freien Platz, in welchen die Redner hervor- 
treten. Nur freie und angesehene Männer dürfen das Wort er- 
greifen. Man hört sich die langen Reden mit Ruhe und Würde 
an, spart zum Schluß nicht Beifall- oder gegenteilige Bezeigungen 
und trifft die Entscheidung nach einer langen Rede des Haupt- 
lings. — Auch besteht unter dem Namen Egbo ein Geheimbund, 
zu dem nur Freie gehören können, und der nach der Weise der 
Feme eine Art geheimer Gerichtsbarkeit übt. Der König ist 
Vorsitzender des Bundes. Noch keinem Weißen ist es gelungen, 
in die Geheimnisse desselben einzudringen. 
Die Frauen werden sehr gering geachtet, bei den gewöhn- 
lichen Negern als Lasttiere behandelt und danach auch ihr Wert 
angesehen. Der Mann kann über seine Frau nach Gutdünken 
verfügen, kann sie verkaufen oder verschenken, ja auch verleihen. 
Da für eine Frau durchschnittlich Waren im Werte von 900 bis 
1200 Mk., bei Königstöchtern nicht selten bis 8000 Mk. gezahlt 
werden, so besitzt ein mit Töchtern gesegneter Familienvater in 
diesen oft ein bedeutendes Kapital. 
Die Sklaven werden entweder auf Kriegszügen geraubt oder 
durch Kauf erworben, sind rechtlos, besorgen die Feldarbeit, die 
schweren Arbeiten in den Handelsfaktoreien uud bilden die größere 
Masse des Kriegsvolks bei den Stammesfehden. 
Diese Kriege waren besonders früher nicht selten. Die Ur- 
sachen derselben sind in der Regel Handelsstreitigkeiten. Doch sind 
sie trotz ihrer langen Dauer nicht sehr blutig, die Verluste an 
Menschenleben gering, größtenteils Verteidigungskämpfe, bei welchen 
sich die Heere hinter Baum und Busch und Verschanzungen Wochen¬
	        
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