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Gewehre auf das fliehende Tier gerichtet, wagten aber nicht zu schießen, weil
sie befürchten mußten, anstatt des Raubtieres ihren Gefährten zu treffen. Sie
mußten diesen seinem Schicksale überlassen. Und dies geschah zu dessen Glück.
Durch den hohen Sturz vom Elefanten und den entsetzlichen Schrecken be—
sinnungslos, erwachte er, als ihm Dornen das Gesicht blutig rissen. Seine
gefährliche Lage erkennend, hatte er Geistesgegenwart genug, eine in seinem
Gürtel steckende Pistole hervorzuziehen und diese auf den Kiger abzuschießen.
Der Schuß ging fehl, und sein Räuber biß nur noch heftiger zu. Der mutige
Mann verlor jedoch noch immer seine Hoffnung nicht, sondern zog eine zweite
Pistole. Glücklicherweise traf die zweite Kugel das Herz des Tigers, welcher
alsbald tot zur Erde stürzte. Infolge der beiden Schüsse kamen seine
Freunde herbei und fanden den wackeren Kämpfer halb besinnungslos auf
seinem Feinde liegend. Man konnte ihm bald die beste Pflege zu teil
werden lassen, und so kam er mit dem Leben davon. Nur ein lahmes
15 Bein ist ihm zur Erinnerung an jenen gewagten und zweifelhaften Kampf
geblieben.
Als echte Katze verfolgt der Tiger eine einmal verfehlte Beute nicht
weiter, sondern kehrt grollend und brummend nach dem vergeblichen Sprunge
in die Rohrwälder zurück und sucht sich einen neuen Platz zur Lauer aus.
20 Die Stärke des Tigers ist sehr groß. Er schleppt mit Leichtigkeit nicht
bloß einen Menschen oder einen Hirsch, sondern selbst ein Pferd oder einen
Büffel mit sich fort.
Wenn er ein großes Tier tötet, z. B. einen Ochsen, so springt er auf
den Rücken, schlägt seine fürchterlichen Klauen ein und leckt das Blut, welches
25 aus der Wunde strömt. Dann erst trägt er das Tier weiter in das Dickicht
und frißt während der Nacht ungestört und ruhig. Dabei geht er ab und zu
nach den benachbarten Quellen und Flüssen, um zu trinken. Wohl ist der Tiger
für gewöhnlich kein Leckermaul, sondern er frißt alles, was ihm vorkommt,
das Fell und die Knochen ebenfalls mit. Nur diejenigen Tiger, welche einmal
30 Menschenfleisch gekostet haben, sollen dies dem Fleische aller Tiere vorziehen
und werden deshalb wie die Löwen in Afrika „Menschenfresser“ genannt.
81. China.
Mach Daniel.)
Das Reich China ist das östlichste in Asien; es ist nach dem russischen
35 Reiche das größte der Erde und übertrifft auch dieses weit an Volkszahl.
Und kein Staat der Erde reicht mit seinen Anfängen in so hohes Altertum.
Fohi, der um die Zeit der Sündflut lebte, ist nach dem Glauben der
Chinesen der Gründer ihres Reiches, der Stifter der Ehe und der Erfinder
der Schrift. Auf dem Rücken eines Tieres, das halb Pferd halb Drache war,
fand er seine Gesetze geschrieben, daher ist auch der Drache Chinas Wappen.
Aber lange Jahrhunderte hindurch war das große Reich in Europa wenig
bekannt. Erst seit dem 16. Jahrhundert versuchten Portugiesen, Spanier und
Holländer mit dem himmlischen Reiche, wie die Chinesen ihr Land nennen,
Handel zu treiben. Aber ängstlich wurden ihnen alle Zugänge verschlossen,
und nur in einigen wenigen Hafenstädten durften sie landen und handeln.
Dennoch drangen katholische Missionare, namentlich Jesuiten und Dominikaner—