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44. Durch das Werk der Liebe wächst die Liebe, und der Mensch wird
frömme..
62. Der rechte wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium der
Herrlichkeit und Gnade Gottes.
92. Mögen derhalben alle die Prediger hinfahren, die da sagen zu der
Gemeinde Christi: Friede, Friede! und ist kein Friede GHes. 13, 10. 16).
94. Man soll die Christen vermahnen, daß sie ihrem Haupte Christo
durch Kreuz, Tod und Hölle nachzufolgen sich befleißigen,
95. und also mehr durch viel Trübsal ins Himmelreich zu gehn (Apostelg.
10 14, 22), denn daß sie durch Vertröstung des Friedens sicher werden.
92. Luther auf dem Reichsstage zu Worms 1521.
Garl Alfred Hase)
Als Luther von Wittenberg wegfuhr in den ersten Tagen des April,
auf einem offenen Rollwagen, vom Rat ihm geliehen, da haben viele Bürger
16 und Studenten in Thränen ihm die Hand gereicht; sie meinten, er werde
nicht wiederkehren.
Vom kaiserlichen Herold geleitet, zog er über Leipzig, Erfurt und Frank—
furt, an den meisten Orten mit Zeichen herzlicher Teilnahme empfangen. Das
Volk lief Mneen ihm entgegen, den kühnen Mann zu sehen. Einige ver—
suchten ihn von seinem Vorhaben abzuschrecken, sie erinnerten ihn an Konstanz;
er dachte ohnedem daran, der Kaiser werde ihm das Geleit nicht halten können.
In Weimar wurde gerade ein kaiserlich Edikt angeschlagen, Luthers Bücher
auszuliefern und zu verbrennen. Da fragte der Herold: „Herr Doktor, wollt
Ihr weiter ziehen?“ Luther antwortete: „Und wenn sie gleich ein Feuer
25 machten, das bis in den Himmel reichte, will ich doch im Namen des Herrn
erscheinen, Christum bekennen und walten lassen.“ Als er in die Nähe von
Worms kam, schickte selbst sein Freund Spalatin, der dort mit seinem Herrn
war, einen Boten, er solle nicht hineinkommen, seine Sache sei verloren.
Luther antwortete: „Und wenn so viel Teufel zu Worms wären, als Ziegel
30 auf den Dächern liegen, dennoch wollt ich hinein.“
Luther erzählte später davon: „Aber ich zog immer fort aus lauter Ein—
fältigkeit. Ich war damals unerschrocken. Gott kann einen wohl so toll
machen, weiß nicht, ob ich jetzt so freudig wäre.“ Als er früh am 16. April
vor Worms ankam, waren einige sächsische Edle ihm entgegengeritten, der Herold
ritt voran, neben Luther in der Mönchskutte saß noch ein Augustiner und
der getreue Amsdorf, viel Volk in den Straßen und Fenstern hatte sich auf—
gemacht, ihn zu sehen. Herberge fand er im Hause des Komturs der Johan—
niter, wo einige sächsische Herren wohnten.
Am Tage nach seiner Ankunft, um 4 Uhr, war Luther in die Reichs—
40 versammlung entboten. Er lag vorher im Gebet vor Gott.
Ulrich von Pappenheim und Kaspar Sturm begleiteten ihn auf Umwegen
durch Gärten, um der herbeiströmenden neugierigen Menge zu entgehen, zum
bischöflichen Palast, wo der Kaiser residierte und die Reichsversammlung ins—
geheim gehalten wurde. An der großen Thür des Saales stand der tapfere
Feldhauptmann Georg von Frundsberg, der legte ihm die Hand auf die Schulter
und sprach: „Münchlein, Münchlein, du gehest jetzt einen Gang, dergleichen