Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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hin: „Lasset uns dem Herrn ein Erntedankfest halten unter dem stillen 
Nachthimmel!“ — Und alle Garben richteten sich auf, und von ihrem Rauschen 
erwachten die Lerchen und die Wachteln, die in den Stoppeln umher 
schlummerten. 
Die erste Garbe begann ihre Predigt: „Bringet her dem Herrn Ehre 
und Preis! Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet 
ewiglich. Er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, er läßt regnen 
über Gerechte und Ungerechte. Aller Augen warten auf ihn, und er giebt 
ihnen Speise zu seiner Zeit. Jahrtausende sind über die Erde gegangen, und 
jedes Jahr hat Ernten gesammelt und Speise bereitet. Immer noch deckt der 10 
Herr seinen Tisch, und Millionen werden gesättigt. Seine Güte ist alle Morgen 
neu. Bringet her dem Herrn Ehre und Preis!“ 
Da stimmte der Chor der Lerchen ein Danklied an. Und eine andere Garbe 
redete: „An Gottes Segen ist alles gelegen! Der Landmann rührt seine 
thätige Hand, pflüget den Acker und streuet Körner in seine Furchen. Aber 15 
vom Herrn kommt das Gedeihen. Viele kalte Nächte und heiße Sommertage 
liegen zwischen dem Säen und dem Ernten. Menschenhand kann die Regen— 
wolken nicht herbeiführen, noch den Hagel abwehren. Der Herr behütet 
das Körnlein im Schoße der Erde, behütet die grünende Saat und die 
reifende hre. Fürchtet euch nicht! Er war mit uns. An Gottes Segen ist 20 
alles gelegen.“ 
Nun nahm die dritte Garbe das Wort: „Die mit Thränen säen, 
werden mit Freuden ernten! Mit schwerem Herzen ging ein Sohn aus, 
zu säen. Ach, der Vater war ihm gestorben, und daheim weinte die verlassene 
Mutter; denn die harten Gläubiger hatten die Scheuer geräumt. Ein mit- 25 
leidiger Nachbar lieh ihm den Samen; aber Thränen fielen mit den Körnern 
in die Furchen. Nun erntet er zehnfältig, denn der Herr hat seine Ernte ge— 
segnet. Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten; sie gehen hin 
und weinen und tragen edlen Samen, kommen wieder mit Freuden und bringen 
ihre Garben.“ 
Danach fuhr eine vierte fort zu veden: „Wohlzuthun und mitzuteilen 
vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Könnten wir das 
hineinrufen in die Häuser der Reichen, die ihre Scheuern jetzt füllen. Könnten 
wir es dem hartherzigen Manne zurufen, der gestern die armen Ahrenleser von 
seinem Acker trieb! Wen der Herr gesegnet hat, der soll auch seine milde Hand 86 
aufthun, daß er gleiche dem redlichen Boas, der an der frommen Ruth Barm— 
herzigkeit übte. Wohlzuthun und mitzuteilen vergesset nicht.“ 
Und die Wachteln riefen laut hinüber in das Dorf, als wollten sie die 
schlafenden Herzen aufwecken. Und also endete die fünfte Garbe: „Was der 
Mensch säet, das wird er ernten! Wer kärglich säet, der wird auch kärg- 40 
lich ernten, und wer da säet in Segen, der wird auch ernten in Segen. Was 
wundert ihr euch, daß Unkraut unter dem Weizen steht. Hättet ihr den Samen 
gesichtet, ehe ihr ihn ausstreutet! — Wer auf sein Fleisch säet, der wird vom 
Fleifche das Verderben ernten, wer aber auf den Geist säet, der wird vom 
Geiste das ewige Leben ernten. Was der Mensch säet, das wird er ernten.“ 
Und alle Garben umher neigten sich und sprachen: „Amen! Amen!“ 
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Gabrielu. Supprian, Lesebuch. U.
	        
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