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3 jedoch als Herzog von Bayern eine noch ausgedehntere Gewalt als
üher.
Um sich gegen Frankreich zu sichern, ging Heinrich 921 über den Rhein,
hatte auch in demselben Jahre eine Zusammenkunft mit Karl dem Einfältigen
in einem Schiffe auf dem Rhein, in welcher beide Herrscher sich Freundschaft
gelobten. Bald darauf, als der Franzosenkönig seine Krone nicht mehr be—
haupten konnte, brachte Heinrich Lothringen wieder an das deutsche Reich.
Im Jahre 924 thaten die Ungarn einen ihrer gewöhnlichen furchtbaren
Einfälle in Deutschland und raubten und mordeten bis nach Thüringen hinein.
heinrich, zum offenen Kampfe zu schwach, schloß sich gerüstet in die Stadt 10
Werla im Hildesheimschen ein und lieferte ihnen kleine Gefechte. Endlich
konnte er sie zum Rückzug bringen, indes nicht anders, als durch einen neun⸗
jährigen Waffenstillstand, den er mit einem Tribute erkaufen mußte. Aber
nach dieser Frist hatte er ihnen einen andern Tribut zugedacht, und um seine
Deutschen darauf vorzubereiten, fing er an, ihre Kriegsart zu verbessern. Er 15
lehrte sie geschlossener und planmäßiger fechten und bemühte sich besonders, eine
kühne und geübte Reiterei zu bilden, da solche allein gegen die Ungarn ent—
scheiden konnte. Und weil nur der Mangel an Festungen ein so rasches Vor—
dringen der Feinde möglich machte, befestigte er gegen die Ungarn und Slaven
bequem gelegene Orter, besonders in Sachsen, teils durch Mauern, teils durch 20
Burgen, in welche er jeden neunten Dieustmann vom Lande verlegte.
Während die Ungarn ihm Ruhe verstatteten, wandte er sich zuerst gegen
die Heveller und eroberte ihren Hauptort Brennabor GBrandenburg) mit Hilfe
der zugefrorenen Havel. Es wurde zwar befestigt, doch konnten diese Erobe⸗
rungen noch nicht überall behauptet werden. Dann wurden auch die Dale- 25
minzier, welche an der oberen Elbe bis gegen die böhmischen Gebirge hin
wohnten, mit Nachdruck angegriffen, und im Jahre 929 die Rhedarier, ein
mehr nordwärts wohnender Stamm, von Heinrichs Feldherren bei Lenzen
entschieden geschlagen. Um aber die nördlichen Wenden zu beobachten und der
deutschen Herrschaft zu unterwerfen, wurde allmählich in der heutigen Altmark 30
die sogenannte nordfächsische Mark gebildet. Eine ähnliche Markgrafschaft ent⸗
stand späterhin gegen die Daleminzier und erhielt ihren Namen von der Burg
Meißen, welche als eine Hauptfestung gegen die slavischen Einfälle schon von
Heinrich erbaut wurde. So wurde das Land der Sorben im Laufe der Zeit
eine deutsche Provinz. Von hier aus ward in der Folge Bauzen, der größte 835
Ort der Milzener, unterworfen. Im Jahre 929 eroberte Heinrich auch Prag,
die Hauptstadt der Böhmen, und zwang ihren Herzog zur Unterwürfigkeit.
Seit dieser Zeit forderten die deutschen Könige von den böhmischen Fürsten
Lehenstreue und Heeresfolge. Auch gegen die Dänen unternahm er einen
Feldzug, eroberte Schleswig, stellte die alte Markgrafschaft Karls des Großen 40
in diesen Gegenden wieder her und brachte einen dänischen Fürsten zur Taufe;
die übrigen Dänen mußten bersprechen, die furchtbaren Menschenopfer, die noch
bei ihnen gebräuchlich waren, abzuschaffen.
Unterdes war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Ungarn abgelaufen.
Heinrich hatte sich schon vorher auf einer Versammlung der Zustimmung des 45
Volks für diesen Fall versichert. Alle hatten Hilfe gelobt; als daher die Ge⸗
sandten den ferneren Tribut zu fordern kamen, wurden sie mit Hohn abgewiesen.