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n. Jetzt bemerkt er einen, der ihm tauglich seheint, und eilt auf ihn zu.
Nitten am Stamme klammert er sieh an der rauben Rinde fest. Zwei von
selnen Zehen hält er nach vorn und zwei nach hinten. Die Nägel an den—
zelben sind ihm von grobem Vortheil. Sein Sehwanz ist ziemlieh kurz, und
die Pedern, die denselben bilden, sind steif und hart. Er ist sein Stühbl-
en, auf dem er fest an des Baumes Borke ruht. Die Axt des sonder—
aren Vogels ist sein fester Sehnabel. Derselbe ist ganz ähnlich einem
Ceil, wie ihn der Holzhauer in den Baumstamm sehlägt, den er zerspalten
Vill; nur ist er vorn mehr zugespitzt. Er sitzt an harten, starken Knochen
des Kopfes, und mit ihm ist der Vogel nun im Stande, tief in die Rinde
und das Holz- des Baumes einzuhauen. Oft piekt er nur durch die Borke
und zieht die Käfermaden hervor, die in ihr wohnen. Diese leben manch—
mal zu Hunderten in einem Stamm und fressen das Mark des Baumes, der
sieh gegen diese heimlichen Feinde niebht vehren kann. Wenn der Ver—
mehrung dieser Würmer nieht Einhalt gethan wird, zernagen sie den Stamm
50, daß bald die Aeste absterben, die Knospen verwelken, der Baum weder
Blatt noeh Blüten treibt und dann als todter Stumpf traurig dasteltt. Der
Obstgartner und der Forstmann sehen diese verborgenen Peinde nieht eher,
bis gie am Absterben des Baumes ihre Gegenwart erkennen, venn es zu
Pat ist. Da kommt ihnen der Specht zu Hilfe. Sein auge erkennt gar
leieht die sehädlichen Gesellen, sein kräftiger Sebnabel spaltet das mürbe
Holz, fingerlange Splitter fliegen umber, und die Baumverderber erhalten
ihre wohlverdiente Strafe. Plötzlieh hält der fleibige Arbeiter mit seinem
Hammern inne und läuft behende auf die andere Seite des Stammes; hier
ieht er aufmerksam sieh jedes Ritzebhen an. Warum thut er dies wohl?
WVill er etwa sehen, ob eér mit seinem Loeh bald fertig ist, ob es bald
dureh den Baum hbindurebgeht? Nein, dié Würmer, die noch bis dabin
seinem Schnabel entgangen waren, flohen, von ihrem eifrigen Verfolger
Asehrecekt, nach der entgegengesetzten Seite des Baumes und wähnen sich
hier sicher; doch er eilt auch dorthin, und sie werden hier seine Beute.
„. Alle Theile des Spechtes sind auf geine Lebensart berechnet. seine
Zunge ist lang und dünn, und er vermag sie sehr wveit aus dem sehnabel
Vorzustrecken. die ist niebt wie andere Zungen fleischig und weiech, son—
dern hart und spitz, so seharf wie eine Nadel. Dazu ist sie wie ein Pfeil
mit vielen feinen Widerhaken versehen. NMit dieser sonderbaren Waffe
stieht er blützesschnell in die kleinen Wurmlöcher, spiebt die Käferlarven
an, zieht sie heraus und verzehrt sie mit grobem Wohlbehagen. Im Win—
ter fehlt ihm freilich diese Fleischnahrung, und er muss sieh nach anderer
Kost umsehen. Dann sueht er Nüsse von Buchen und Haselsträuchern
fabht mit den Füben die Tannenzapfen und piekt die Samenkörnchen
eraus.
Viele von den Löchern, welebe der Specht bei seinem Würmersuchen
in die Bäume einhaut, kommen anderen kleinen Vögeln sehr erwünscht.
Dieselben benutzen sie als Wohnung. Meisen, Staare und Kleiber bauen
in denselben ihre Nester, und der letztgenannte Vogel Klebt mit Lehm so
viel von der groben Oeffnung zu, daß êr nur eben noeh Platz genug übrig
behult, um selbst durebzukommen. 8o ist der Specht recht eigentleh der
Võögel Zimmermann, der ihnen Häuser baut. Doch vergibt er auch niebt,
für sieh selbst zu sorgen. Im Frühjahr sueht er in Gemeinschaft mit seinem