Das Großherzogthum Hessen. 
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ihrer Einwohner, die besonders schöne und dauerhafte Reisewagen, 
goldene und silberne Tabacksdosen und viele andere Sachen mach¬ 
ten. Aber seit Kurzem hat sich ein großer Theil des Handels, 
den daS nur 1 Stunde entfernte Frankfurt am Main trieb, hier¬ 
her gezogen, besonders in Tuch und Leder, so daß Offenbach bald 
auch an Umfang zunehmen wird. 
Darmstadt, die Haupt- und Residenzstadt des Großher¬ 
zogs. Sie gehört zu den Mittelstädten (20,000 Einw.). Die 
Altstadt ist schlecht und winklig gebaut, desto schöner und regel¬ 
mäßiger aber die Neustadt. Außer dem Schlosse besehn wir das 
große Exercier Haus, das wohl in Deutschland der größte 
Saal ist, dessen Decke auf keinen Säulen ruht. Daß von hier 
bis Heidelberg die Bergstraße führt, ist schon gesagt worden. 
b. Auf der linken N h e i n se i t c. 
Bin gen am Rhein. Kurz vor der Stadt werden die Ufer 
des Rheins felsig, rücken näher zusammen, und zwingen den 
Strom, sich mit Gewalt und Brausen hindurchzudrängen. Am 
engsten ist der Felsenweg gleich unterhalb Bingen, wo ein Fel¬ 
senriff durch den Rhein setzt, als wollte es dem Strome den Weg 
verwehren. In der Mitte ragt das Riff über das Wasser weg, 
und trägt einen uralten, aber felsenfesten Thurm, den man den 
Mäusethurm nennt. Um den Namen zu erklären, erzählt 
man, vor vielen Jahrhunderten habe man den unbarmherzigen 
Erzbischof Hatto hier gefangen gehalten, und er sey von Mäusen 
aufgefressen worden. Aber ohne Zweifel hieß der Thurm wohl der 
Mauththurm, weil die vorbeifahrenden Schiffe hier Mauth oder 
Zoll geben mußten. Auf der einen Seite des Thurms hat man 
das Riff durchgearbeitet, damit die Schiffe vorbei können. Die¬ 
ser Durchweg heißt das Bing er-Loch, und Schiffe können hier 
leicht an den vorspringenden Felsen scheitern, wenn sich die Schif¬ 
fer nicht in Acht nehmen In der Nähe von Bingen wsid schö¬ 
ner Wein gebaut. Ueberhaupt werden in dieser Gegend herrliche 
Sorten von Rheinwein erzeugt; dahin gehören auch besonders die 
3 Weindörfer: Nierst ein, Bodenheim und Lauben- 
heim. — Wenn wir von Bingen den Rhein aufwärts fahren, 
wozu es hier an Dampfschiffen und andern Gelegenheiten nicht 
fehlt, so kommen wir nach der uralten Stadt 
Mainz, dem Einstusse des Main in den Rhein schräg ge¬ 
genüber. Sie gehört schon zu den bedeutenden Mittelstädten, da 
sie an 24,000 Einw. zählt. Nur die Stadt gehört dem Gro߬ 
herzoge von Darmstadt, die Festungswerke aber dem ganzen deut¬ 
schen Bunde; sie ist also, wie Landau in Nheinbaiern, eine 
Bundesfestung. Sie ist, wie alle alte Städte, höchst enge, 
winkelig, unregelmäßig und altmodisch gebaut, und bietet nur von 
außen mit ihren vielen Kirchen und Thürmen einen hübschen An- 
Nösselts Geographie I. 16
	        
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