105. Palästina. 205
Meer ist sie durch die Seeluft gemäßigt, noch frischer ist die Cuft
auf dem Gebirge. Es giebt nur zwei Jahreszeiten. Der Winter
beginnt gegen Ende Oktobers mit dem Frühregen, der das Feld
zum Pflügen und Säen zubereitet und das dürre Cand mit
frischem Grün bekleidet, und endigt im März und April mit dem
Spätregen. Dann folgt der heiße, fast regenlose Sommer. Schon im
April und Mai beginnt die Getreideernte. Dann steigt die Hitze,
das Grün verdorrt, die Quellen versiegen; doch erquickt starker
Tau die Fluren; Trauben, Oliven, Feigen, Datteln werden reif.
7. Das gelobte Land konnte einst ein „gutes“ und „fettes“
Cand genannt werden, „darinnen Milch und Honig fließt“. Statt—
liche Wälder waren nicht selten; Fruchtbäume aller Art wurden
gepflanzt; die Felder gaben reichen Ertrag an Gerste und Weizen;
Rinder und Schafe in Menge gingen auf die Weiden. Aber harte
Arbeit war nötig, denn über dem Kalkstein lag meist nur eine dünne
Schicht fruchtbaren Bodens. Die zahlreiche Bevölkerung bemühte sich,
jedes Fleckchen Erde zu benützen, künstlich das Cand zu bewässern,
durch Anlegung von Mauern an den Abhängen die Abschwemmung
der Erde zu verhüten. Jetzt ist das meiste zerfallen und verödet.
8. Zur Zeit Christi unterschied man im Westen des Jordans
drei Candschaften: im Süden Judäa, das bis in die Nähe von
Sichem reichte; in der Mitte Samaria bis zur Ebene Jesreel,
im Vorden Galiläa, zu Jesu Zeit dicht bevölkert und blühend.
Unter David und Salomo hatte das Land, welches nur andert—
halbmal so groß ist als Württemberg, über zweieinhalbmal soviel
Einwohner als dieses, nämlich über 5 Millionen.
9. Fast im Mittelpunkt des Candes, am nördlichen Ende des
Gebirges Juda liegt Jerusalem, die Hauptstadt des ganzen
Candes (740 bis 780 m über dem Meere). Die hügelige Fläche
der Stadt ist auf drei Seiten von Thälern wie von tiefen Festungs—
gräben umgeben: im Westen und Süden vom Thal Hinnom, im
Osten vom Kidronthal, das die Stadt von dem Slberg scheidet;
nur im Vorden steht sie in ununterbrochenem Zusammenhang mit
dem übrigen Bergland. Der Hauptteil der Stadt lag im Süden
auf zwei Felsenhügeln, einem höhern und breitern westlichen und
einem niedrigern, langgestreckten, schmalen östlichen; zwischen beiden
Hügeln zog sich ein kleines Thal von VNorden nach Süden. Auf dem
östlichen Hügel (Morija) gewann Salomo durch großartige Unter—
bauten Raum für den Tempel und seine Vorhöfe. Nach der