Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

196,a. Napoleon IJ. 393 
Frankreich kamen üble Nachrichten. Osterreich und Rußland hatten wieder 
den Krieg begonnen, und alle Heere Frankreichs waren geschlagen; im Innern 
selbst herrschte Verwirrung und Parteiung. Da besteigt Bonaparte heimlich 
ein Schiff, entgeht wie durch ein Wunder den verfolgenden Engländern, landet 
in Frankreich, zieht wie im Triumph in Paris ein, stürzt die von niemand 
geachtete Regierung, entwirft eine neue Verfassung und macht sich zum ersten 
Konsul. Niemand widersetzte sich. Nur von ihm erwartete man Rettung; 
und er brachte sie. Er ging mit seinem Heer über den St. Bernhard, faßte 
die Osterreicher unvermutet im Rücken und schlug sie gänzlich bei Marengo, 
so daß sie gedemütigt in den Frieden zu Lüneville (1801) willigten. 
4. Aer auch im Frieden zeigte sich Bonaparte groß. Er suchte der 
Kirche wieder Ansehen und Einfluß auf die Menschen zu verschaffen, ließ ein 
vortreffliches Gesetzbuch entwerfen, prachtvolle Straßen und Kanäle anlegen, 
beförderte Handel und Gewerbe und bewirkte dadurch, daß man ihn (1802) 
zum lebenslänglichen Konsul und (1804) sogar zum Kaiser von Frankreich 
ausrief. So wunderbar waren die Schicksale dieses Mannes, daß er all— 
mählich vom armen Leutnant bis zum Kaiser eines großen Reiches emporstieg. 
Mit gewaltiger Hand lenkte er alles nach seinem Willen, vergab Länder und 
Kronen, wie es ihn gut deuchte. 
Im Jahr 1806 hatte er das deutsche Reich nach einem fast tausendjährigen 
und in früheren Zeiten ruhmvollen Bestand aufgelöst und an seine Stelle 
den Rheinbund gesetzt, dessen Protektor Schirmherr) er selbst sein wollte. 
Zugleich wurden die 8300 400 Herrschaften, die Deutschland bisher gebildet 
hatten, auf dreißig und einige vermindert und die kleineru den größern unter⸗ 
thänig gemacht, was man Mediatisierung nennt. Die Kurfürsten von Bayern 
und Sachsen und der Herzog von Württemberg, dem kurz zuvor der Kur— 
fürstentitel beigelegt worden war, erhielten zugleich mit bedeutender Vergröße⸗ 
rung ihres Landes den Königstitel; der Landgraf von Hessen, der Markgraf 
von Baden wurden Großherzoge u. s. f. Mit Ländern und Völkern wurde 
ein wahrer Handel getrieben. Doch geschah dies alles nicht ohne die blu⸗ 
tigsten Kämpfe, und der Kanonendonner rollte bald an den Gestaden der 
Ostsee, bald in der Schneewelt der Alpen, bald jenseits der steilen Pyrenäen⸗ 
abhänge. Ihr möget euch aus den vielen nur die Namen— einiger Haupt⸗ 
schlachten merken: die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (1805), wo Na— 
poleon über Rußlands und Osterreichs Kaiser einen glänzenden Sieg erfocht; 
die Schlacht bei Jena (1806), wo Preußen tief gedemütigt wurde, die bei 
Aspern (Mai 1809), wo zwar Osterreich, und die bei Wagram (Juli 
1809), wo wieder Frankreich siegte und Osterreich zum Frieden zwang. Da⸗ 
mals stand Napoleon in der That auf dem Gipfel seines Ruhmes, und er 
selbst träumte sich unbezwingbar. Das französische Kaiserreich erstreckte sich 
im Norden über Amsterdam, Hamburg und Lübeck, im Süden über Rom
	        
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