215. Der deutsch⸗französische Krieg. VIII. 437
Deutschlands entworfen hatten. Hier in Versailles wurden denn auch am
26. Februar zwischen dem Kaiser und den französischen Unterhändlern die
Grundlagen des Friedens festgestellt, welche dann am 1. März von der
französischen Nationalversammlung angenommen worden sind. Zum dritten⸗
mal in diesem Jahrhundert zogen nun die deutschen Sieger in Paris ein,
begnügten sich aber, indem sie den Bitten der Besiegten nachgaben, mit dem
kurzen Aufenthalt von zwei Tagen, weil es den Deutschen nicht ain Trium⸗
phieren lag sondern an einem festen, guten Frieden.
2. In diesem Frieden, endgültig geschlossen den 10. Mai 1871 in Frank—
furt a. M., nahm Deutschland wieder an sich, was ihm vor alters gehört
hatte: den deutsch redenden Teil von Lothringen, die große Festung Meh und
das Elsaß mit dem Kleinod Straßburg, aber nicht Stadt und Festung Bel—⸗
fort. Als Entschädigung für unsere Hriegskosten mußte Frankreich d Mil⸗
liarden Franken oder 4000 Millionen Mark zahlen. Mit diesem Geld ist
freilich nicht bezahlt und läßt sich auch nicht bezahlen das Blut und die
Trauer von Tausenden, die durch den Krieg umgekommen oder Witwen und
Waisen geworden sind. Und auch der noch viel größern Zahl von solchen,
welche an Gliedern und Gesundheit beschädigt aus dem Kriege zurückgekehrt
sind, läßt sich nicht alles ersetzen, was sie verloren haben. Dagegen was wir
an Land gewonnen, das soll für die Zukunft zu unserer Sicherheit dienen
und uns dankbar sprechen heißen: Er schaffet deinen Grenzen Frieden.
Ps. 147, 14. Die Menschen aber, welche mit diesem Lande zu uns ge⸗
kommen, sind allermeist deutschen Geblüts und von Natur unsere Brüder.
Jetzt sind sie ins Vaterhaus zurückgekehrt, aus dem der Welsche sie einst zu
sich gelockt und gezwungen hatte, und werden wieder erfahren, wie fein und
lieblich es ist, daß Bruder einträchtig beieinander wohnen.
3. Wir aber vergessen nicht, wie Großes und Wunderbares geschehen ist
in diesem Krieg, was unsere Soldaten und ihre Führer geleistet, erduldet und
errungen haben. Wir gedenken aller der Opfer, welche von ihnen gebracht
worden sind, sowie dessen, was an ihnen gethan worden ist durch Wart und
Pflege der Verwundeten, Kranken und Sterbenden von den Händen dienender
Liebe und mit dem Wort des Trostes und der Wahrheit. Beim Beginn des
großen Krieges haben wir in versammelter Gemeinde uns vor dem Herrn
gebeugt mit bußfertigem Gebet; das war Deutschlands geistliche Waffen⸗
rüstung Als der Sieg errungen war und die Kriegswaffen ruhen durften,
vereinten wir uns wiederum, den Herrn festlich zu loben und zu preisen.
Denn wie dort der deutsche Führer beim Abzug der Feinde nach der drei
tägigen Schlacht, so durste nach der Beendigung des zwar kurzen, aber furcht⸗
bar schweren, an Siegen und Ehren reichen Krieges das deutsche Volk aus
dankerfülltem Herzen rufen:
Das hat Gott gethan!