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er sich einen kostbaren Ring, den er im Schaufenster gesehen hatte, und
aus Furcht vor seiner Rache wurde derselbe für 87 000 Mark gekauft und
ihm zum Geschenk gemacht. Dem Marschall Bernadotte mußte ebenfalls
ein Geschenk von 80000 Mark gemacht werden, und diese Gabe wurde
später noch zweimal wiederholt. Im ganzen hatte das Land für solche
Zwecke über 4 Millionen Mark aufzubringen. Dazu kamen noch die oft be—
trächtlichen Geschenke, mit denen die einzelnen Städte und selbst Dörfer
sich das Wohlwollen ihres französischen Befehlshabers erkaufen mußten.
Von Osnabrück erhielt ein General allein 100000 Mark.
3. Zu diesen gelegentlichen Ausgaben kam noch die Unterhaltung der
französischen Truppen, welche ungeheure Summen verschlang. Die Zahl
der französischen Truppen im Lande schwankte zwischen 20000 und
39000 Mann. Der ganze Unterhalt derselben — Sold, Kleidung, Ver—
pflegung und sonstige Bedürfnisse — mußte von dem Kurfürstentum be—
stritten werden. Zu Anfang September 1803, wo die Truppenzahl am
höchsten war, erforderte allein der Sold monatlich 720000 Mark, und
1804 berichten die Minister nach England, die Löhnung der französischen
Armee betrage im Monate 640000 Mark. Diese Summen sind sich
während der Dauer der französischen Besetzung ziemlich gleich geblieben. Auch
für die Bekleidung und Ausrüstung der Truppen hatten die Kurlande
recht hohe Aufwendungen zu machen. Die jährliche Ausgabe für diesen
Zweck betrug ungefähr 15/, Millionen Mark. Die Tafelgelder für die
französischen Offiziere verschlangen große Summen. Anfangs sollen sie
allein für das Hauptquartier in Hannover 36 000 Mark monatlich betragen
haben; später wurden sie durch Bernadotte auf die Hälfte zurückgeführt.
Zählt man alles zusammen, so ergibt sich eine Summe von fast 50 Millionen
Mark. Das war zu jener Zeit für ein Land wie Hannover eine gewaltige
Summe, welche das gesamte Staatseinkommen um mehr als das Dreifache
überstieg.
Da nun die gewöhnlichen Einkünfte des Landes nicht hinreichten, so
nahm man seine Zuflucht zu außerordentlichen Kriegssieuern, und als
auch diese nicht genügten, machte man Anleihen. Aber bald wollte man
dem ausgesogenen Lande nichts mehr leihen.
4. Ferner muß der Wert der aus dem Kurfürstentum nach Frankreich
geschlebnten Gegenstände in Betracht gezogen werden. Der Geldwert des
von den Franzosen fortgeschafften Geschütes wird allein auf 30 Millionen
Mark angegeben. Von erheblichem Werte war das Pferdematerial der
hannoverschen Armee. Die prächtigen Pferde aus dem kurfürstlichen
Marstalle waren zum Glücke großenteils in das Mecklenburgische gerettet
worden; immerhin fielen den Franzosen noch eine Anzahl jener weiß—
geborenen Rassepferde in die Hände, durch welche der Herrenhäuser Mar—
stall so berühmt war. Sie wurden in Paris für würdig befunden,
bei der Krönung Napoleons zum französischen Kaiser den Krönungs—
wagen zu ziehen. Das kostbare Jagdgerät Georgs II. ward auf nicht