fullscreen: Bilder aus der Mecklenburgischen Geschichte

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fünfttqen Aufbau eines neuen Deutschlands hat legen helfen, und Friedrich 
SSraiu II. der einer ber Werkmeister bes neuen Reiches gewesen ist, steht 
Paul Friedrich nicht nur zeitlich in ber Mitte: durch ferne Sermahlung 
mit der preußischen Prinzessin Alexandrine wurde die alte Freundschaft un¬ 
seres Fürstenhauses mit den HohenzollerN noch fester geknüpft und der enge 
Anschluß Mecklenburgs an Preußen vorbereitet, welcher für Friedrich 
Franz II. von Beginn seiner Regierung an so charakteristisch ist. 
So sonnig heiter das Leben und die Natur Paul Friedrichs auf den 
ersten Blick erscheint, so fehlt es doch, wenn wir genauer zusehen, auch 
nicht an düsteren Schatten, und zwar sind es die Schatten des Todes, der 
ihn selbst so früh sich erkor, die sich schon über das Jugendleben des Für- 
sten breiten. Das Kind Paul Friedrich hatte soeben seinen dritten Ge¬ 
burtstag gefeiert, da starb ihm die liebste, beste Mutter, Helene Paulowna, 
noch ehe sie ihr 19tes Lebensjahr vollendet hatte. Die beiden Kinder, 
außer Paul Friedrich ein kaum halbjähriges Töchterchen, Marie, wußten 
noch nicht, was der Tod ihnen geraubt hatte, aber ihrem Vater zuckte das 
Herz vor Schmerz über seinen Verlust, zumal wenn er auf seine beiben 
kleinen Kinber sah. Erst nach 7 Jahren konnte sich Friebrich Lubwig, _ 
dessen Herz an seiner Jugendliebe hing, zu einer zweiten Ehe entschließen. 
Seine Wahl fiel auf die Prinzessin Karoline Luise, die hochbegabte Tochter 
des in der deutschen Literaturgeschichte unvergänglichen Herzogs Karl Un- 
gust von Sachsen - Weimar, die Freundin und Verehrerin von Schiller 
und Goethe. Mit dieser Heirat i. I. 1810 schien das Glück in das Herz 
Friedrich Ludwigs zurückgekehrt zu sein. Aber bald fing die Fürstin, die 
Tochter des sonnigen Thüringens, die sich nur schwer in der neuen Heimat 
einlebte, an zu kränkeln und starb, trotz aller Versuche, ihr zartes Leben zu 
erhalten, schon i. 1.1816. Wie sie den Kinbern Helenens eine treue Mutter ge¬ 
wesen war, so sorgte sie noch auf bem Sterbebette bafür, biefen und ihren eigenen 
Kindern die Mutter wiederzugeben, indem sie ihren trostlofen Gemahl bat, sich 
wieder zu vermählen, und ihn an ihre Frennbin, die Prinzessin Angnsta 
von Homburg, erinnerte. So gebeugt der Erbgroßherzog war und so 
schwer es ihm wurde, noch einmal um eine Frauenhand zu werben, so ehrte 
er boch ben letzten Willen seiner verstorbenen Gemahlin unb vermählte 
sich 1818 mit ber Prinzessin Auguste. Für bie Kinber, namentlich bie 
Karolmens, bie noch im zarten Alter stauben, war bas ein Segen, denn 
in wahrhaft rührender Liebe ersetzte sie, die selbst keine Kinder hatte, die 
Mutter und — nur zu bald — auch den Vater. 
Denn am 29. Nov. 1819 starb an einem Nervenfieber, erst 41 Jahre 
alt, der Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, feiner Familie so unerwartet, daß 
sein ältester Sohn Paul Friedrich, der damals in Rostock weilte, trotz der 
geringen Entfernung von Ludwigslust den Vater nicht mehr am Leben 
traf. Das find die Schatten des Todes, die über das Jugendleben unsers 
Prinzen ziehen. Paul Friedrich, seit dem Tode seines Vaters selbst Erb- 
großherzog, hatte seinen treusten Freund, seinen besten Berater verloren. 
Ans den Briefen des Vaters an seinen Sohn spricht nicht bloß ein hoher 
fürstlicher Sinn, der den Sohn zu der verantwortungsvollen Aufgabe, die 
ihn einst erwartet, gewissenhaft vorbereitet wissen will, sondern auch die 
edelste Menschlichkeit und aufrichtige Frömmigkeit des Herzeus.
	        
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