16. Das hat mir ein Vöglein gesungen (= eine auf geheim-
nisvollem Wege gewordene Kundschaft). Das Wort führt in die altdeutsche
Mythologie zurück, (Die 2 Raben Wodans, die ihm Nachricht von den
Menschen bringen. Dr. Schrader, a. a. 0, S. 390.)
17. Altweibersommer: das Gespinst der altnordischen Schick-
salsgöttinnen, der Nornen. (Weise, a. a. O., S. 108.)
18. In Ungeziefer steckt das ahd, Zöbar = Opfertier, (Weise, a. a. 0.,
S. 108.) Die niederen Tiergattungen (Insekten, Weichtiere) waren zu Opfern
nicht geeignet, (Linnig, a. a. O., S. 447.)
19. Hexenschuß, Alpdrücken, alte Drude: erinnert an die
geheimnisvollen Wesen, denen die Alten gerne aus dem Wege gingen.
20. Polterabend. Bei Hochzeiten wurden die Wichte (von wihen —
weihen; daher Wicht == hl. Wesen; beachte den Bedeutungswandel!) durch
Poltern vertrieben. (Weise, a. a. O., S. 108.)
h) Kunstanfänge. (Vgl. Weise, Unsere Muttersprache, S. 111.)
i. Schildern: geht zurück auf das Bemalen des Schildes, ,
2, Lesen: das Zusammenlesen der hingeworfenen Buchenstäbe mit
eingeritzten Runenzeichen. -
3. Buchstaben: d. i. die Buchenstäbe, in die Runenzeichen geritzt
waren.
4. Der Ausdruck „raunen“ (heimlich reden, flüstern) erinnert noch
an die Runen, die meist nur Priestern und Familienvätern bekannt waren,
also eine Geheimschrift.
5. Daß ritzen, reißen einst dasselbe bedeutete wie „schreiben“, sagt
noch Abriß, Aufriß, Grundriß, Reißzeug,
6. Etwas auf dem Kerbholz haben. Auf demselben wurden
Jurch Einschnitte (Kerben) Trink- oder andere Schulden „notiert“.
7. An die Stabreime, die Otto Henne am Rhyn (a. a. O0.,I. Band, S. 36)
köstliche Zieraten unserer Muttersprache nennt, erinnern uralte Redensarten
z. B. Lieb und Lust, Stock und Stein, Stumpf und Stiel, Roß und Reiter
u. 8. W., aber auch mancher Kinderreim, z. B. (Vgl. Lux., a. a. O., S. 146):
Wir Wiener Wäscherweiber
wollten weiße Wäsche waschen,
wenn wir wüßten,
wo weiches warmes Wasser wär’.
Auch der Dialekt liebt alliterierende Verbindungen, z, B.: griwes —
zrawes (durcheinander), gigatzn und gogatzn (stottern), Bleam’l—Blam’]
(Ausrede), Wischiwaschi (dummes Gerede) u. s. w.
ij) Personen- und Familiennamen. (Vgl, Dr. Ed. Adamek, a, a. O., und
Linnig, a. a. O., Kap. IX der-3, Abt., und Kleinpaul, a, a. 0., Kap. IL.)
1. An die altdeutschen Personennamen (denn feststehende und sich
vererbende Geschlechter- oder Familiennamen kannten unsere Altvordern
nicht), die nur an einer einzelnen Person hafteten und die ganze Segens-