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80. Denk es, o Seele!
L. Ein Tãännlein grünet wo, 2. Zwei schwarze Rößlein weiden
wer weiß, im Walde, auf der Wiese;
ein Rosenstrauch, wer sagt, sie kehren heim zur Stadt
in welchem Garten? in muntern Sprüngen.
Sie sind erlesen schon, Sie werden schrittweis gehn
denk es, o Seele, mit deiner Leiche;
auf deinem Grab zu wurzeln vielleicht, vielleicht noch eh'
und zu wachsen. an ihren Hhufen
das Eisen los wird,
das ich blitzen sehe!
Eduard Mörike.
31. Bprüche.
Zwischen heut und morgen
liegt eine lange Frist;
lerne schnell besorgen,
da du noch munter bist. Wolfgang v. Goethe.
Rasch tritt der Tod den Menschen an,
es ist ihm keine Frist gegeben,
es stürzt ihn mitten in der Bahn,
es reißt ihn fort vom vollen Leben.
Bereitet oder nicht, zu gehen,
er muß vor seinem Richter stehen. Friedr. v. Schiller.
82. Scheiden.
1L. Es ist bestimmt in Gottes Rat, 3. Und hat dir Gott ein Lieb
daß man, was man am liebsten hat, beschert,
muß meiden; und hältst du sie recht innig wert,
wiewohl nichts in dem Lauf der Welt die Deine: —
dem Herzen, ach! so sauer fällt, Es werden wohl acht Bretter sein,
als Scheiden! ja, Scheiden! da legst du sie — wie bald — hinein,
2. So dir geschenkt ein Rnöspe dann weinel ja, weine!
lein was, 4. Nur mußt du mich auch recht
so tu es in ein Wasserglas. — verstehn,
doch wisse: ja, recht verstehn!
Blüht morgen dir ein Röslein auf, Wenn Menschen auseinandergehn,
es welkt wohl noch die Nacht darauf; so sagen sie: Auf Wiedersehn!
das wisse, ja, wisse! Ja, Wiedersehn!
Ernst Freiherr v. Feuchtersleben.