schwindet das Moos von selbst. Auch an Baumstämmen, deren Nord— und
Westseite es gern bekleidet, schadet es im allgemeinen nichts; es schützt sie
vielmehr vor Kälte. Freilich beherbergt es oft Schädlinge aus der Insekten⸗
welt, und deshalb empfiehlt es sich namentlich bei Obstbäumen, die Moos⸗
decke abzukratzen und die Rinde mit Kalkmilch zu bestreichen, damit Moos
und Ungeziefer schon im Keime vernichtet werden. Auch dort, wo das Moos
die Baumstämme so dicht bedeckt, daß dadurch das Faulen des Holzes be⸗
günstigt wird, ist die Ursache der Zerstörung meist vor der Ansiedelung der
Moose gegeben gewesen. Von einem Schaden des Mooses darf also kaum
gesprochen werden.
Die Tiere machen sich das Moos auf mancherlei Weise zunutze. Die
Vögel polstern mit ihm ihr Nest aus. Innerhalb seiner schützenden und
wärmenden Kissen aber lebt eine Welt für sich. Vergegenwärtigen wir uns
die unendliche Zahl von behaglichen Winterquartieren und Unterschlüpfen,
welche das Moos zu jeder Jahreszeit allerhand Tieren und deren Brut ge⸗
währt! Schnecken der verschiedensten Art sind hier zur Herberge. Raupen
suchen das Moos auf, um sich darin zu verpuppen. Die walzen- und
tonnenförmigen Puppen der Bremsen, Fliegen und Mücken halten sich hier
verborgen. Und was sonst an winzigem Getier im Moose Unterschlupf,
besonders aber eine Zufluchtsstätte gegen die Unbilden der Winterkälte sucht
und findet, das läßt sich nicht bis ins einzelne aufzählen. Leider herrscht
in dem Moosrasen nicht immer Friede, vielmehr spielen sich in seinem
Dunkel die grausamsten Kämpfe ums Dasein ab. Lauf— und Raubkäfer,
Wanzen, Ameisen, Spinnen und Tausendfüßler machen in dem ergiebigen
Reviere Jagd auf wehrloses Gewürm, und nicht minder beunruhigen die
samtschwarzen, flachen und gestreckten Larven des gemeinen Weichkäfers die
Mitbewohner durch ihr Räuberleben.
2. Wo das Moos auftritt, da gräbt es seine Spuren ein. Wir zer—
pflücken einen Moosrasen, den wir von einem Felsen abgehoben haben.
Quarzkörnchen, Glimmerschüppchen, Splitter vom Feldspate und allerhand
winzige Bruchstücke rieseln als mehliges Pulver heraus. Ein anderer Teil
der Feinerde bleibt an Stämmchen und Blättern hängen, als ob er mit
ihnen verwachsen wäre. Die Bruchstücke stammen teils von der Unterlage,
teils von dem Raube in der Luft. Die Wurzelhaare ätzen sich in den
Felsen ein. Sie trennen winzige Teile des Gesteins voneinander und er—
scheinen dann wie eingebettet zwischen lose, feine Splitter. Allmählich wird
die Oberfläche des Gesteins gelockert und mürbe gemacht. Während die
Wurzeln zerstören, sammeln die Stämmchen. Den Staub und andere in
Bewegung befindliche Erdteile häufen sie zwischen sich an. Mit der Zeit
verwesen die abgestorbenen Teile des Mooses, und das Gemisch aus Ge—
steinssplittern und vermoderten Pflanzenteilen ergibt eine Erdkrume, die die
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