Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

schwindet das Moos von selbst. Auch an Baumstämmen, deren Nord— und 
Westseite es gern bekleidet, schadet es im allgemeinen nichts; es schützt sie 
vielmehr vor Kälte. Freilich beherbergt es oft Schädlinge aus der Insekten⸗ 
welt, und deshalb empfiehlt es sich namentlich bei Obstbäumen, die Moos⸗ 
decke abzukratzen und die Rinde mit Kalkmilch zu bestreichen, damit Moos 
und Ungeziefer schon im Keime vernichtet werden. Auch dort, wo das Moos 
die Baumstämme so dicht bedeckt, daß dadurch das Faulen des Holzes be⸗ 
günstigt wird, ist die Ursache der Zerstörung meist vor der Ansiedelung der 
Moose gegeben gewesen. Von einem Schaden des Mooses darf also kaum 
gesprochen werden. 
Die Tiere machen sich das Moos auf mancherlei Weise zunutze. Die 
Vögel polstern mit ihm ihr Nest aus. Innerhalb seiner schützenden und 
wärmenden Kissen aber lebt eine Welt für sich. Vergegenwärtigen wir uns 
die unendliche Zahl von behaglichen Winterquartieren und Unterschlüpfen, 
welche das Moos zu jeder Jahreszeit allerhand Tieren und deren Brut ge⸗ 
währt! Schnecken der verschiedensten Art sind hier zur Herberge. Raupen 
suchen das Moos auf, um sich darin zu verpuppen. Die walzen- und 
tonnenförmigen Puppen der Bremsen, Fliegen und Mücken halten sich hier 
verborgen. Und was sonst an winzigem Getier im Moose Unterschlupf, 
besonders aber eine Zufluchtsstätte gegen die Unbilden der Winterkälte sucht 
und findet, das läßt sich nicht bis ins einzelne aufzählen. Leider herrscht 
in dem Moosrasen nicht immer Friede, vielmehr spielen sich in seinem 
Dunkel die grausamsten Kämpfe ums Dasein ab. Lauf— und Raubkäfer, 
Wanzen, Ameisen, Spinnen und Tausendfüßler machen in dem ergiebigen 
Reviere Jagd auf wehrloses Gewürm, und nicht minder beunruhigen die 
samtschwarzen, flachen und gestreckten Larven des gemeinen Weichkäfers die 
Mitbewohner durch ihr Räuberleben. 
2. Wo das Moos auftritt, da gräbt es seine Spuren ein. Wir zer— 
pflücken einen Moosrasen, den wir von einem Felsen abgehoben haben. 
Quarzkörnchen, Glimmerschüppchen, Splitter vom Feldspate und allerhand 
winzige Bruchstücke rieseln als mehliges Pulver heraus. Ein anderer Teil 
der Feinerde bleibt an Stämmchen und Blättern hängen, als ob er mit 
ihnen verwachsen wäre. Die Bruchstücke stammen teils von der Unterlage, 
teils von dem Raube in der Luft. Die Wurzelhaare ätzen sich in den 
Felsen ein. Sie trennen winzige Teile des Gesteins voneinander und er— 
scheinen dann wie eingebettet zwischen lose, feine Splitter. Allmählich wird 
die Oberfläche des Gesteins gelockert und mürbe gemacht. Während die 
Wurzeln zerstören, sammeln die Stämmchen. Den Staub und andere in 
Bewegung befindliche Erdteile häufen sie zwischen sich an. Mit der Zeit 
verwesen die abgestorbenen Teile des Mooses, und das Gemisch aus Ge— 
steinssplittern und vermoderten Pflanzenteilen ergibt eine Erdkrume, die die 
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