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bilden sie zierliche, kettenartige Fäden, die wie ein Pinsel von einem Punkte
ausgehen, und beim Kolbenschimmel haben wir ein kugeliges Köpfchen, das
wie dicht mit Perlen besetzt aussieht. Alle diese Formen können auch zu—
sammen auf einem und demselben Stoffe vorkommen, und das Ganze ge—
währt dann einen reizenden Anblick.
3. F.: Kommt auf den Kartoffeln nicht manchmal auch ein roter Schimmel
vor? Ich glaube, so etwas einmal gesehen zu haben.
V. Die roten Flecke, die du gesehen hast, sind allerdings durch einen
Pilz hervorgebracht, aber er steht auf viel niedrigerer Stufe als die Schimmel⸗
pilze und gehört zu den sogenannten Spaltpilzen Es ist derselbe, der auch
zuweilen auf Mehlbrei, Stärkekleister und feuchten Oblaten vorkommt.
F.: Dann hätten wir aber immer erst vier Arten.
V.n O, den letzten wollen wir gar nicht einmal mitrechnen, ebenso wie
ich schon eine ganze Reihe von Schimmelsorten unerwähnt gelassen habe,
weil ich nicht sicher bin, ob sie gerade jetzt in unserm Hause vorhanden sind.
— Was geschieht denn, wenn ich eine angeschenkte Flasche Wein einige Tage
stehen lasse?
F.: Dann bildet sich oben darauf eine weiße Haut, ich kann mir schon
denken, daß das auch ein Pilz ist.
V.: Ganz recht; es handelt sich dabei um Arten der vielgestaltigen
Hefepilze, die in diesem Falle als Kahmpilze bezeichnet werden. Auch wenn
wir gewöhnliches Bier offen stehen lassen, erscheinen bald an dessen Ober—
fläche ähnliche Kahmpilze. — Weißt du denn, was außerdem mit dem Bier
geschehen wird?
F.: Ja, es wird sauer.
B. Und wenn man die Milch selbst nur zwei Tage stehen läßt?
F.: Die wird auch sauer. Wir essen ja im Sommer immer dicke Milch,
die sauer ist.
B.: Siehst du, da haben wir schon wieder zwei Pilze, die in jedem
Hause sind.
F. Aber aus dem Sauerwerden kann man doch noch nicht schließen,
daß ein Pilz da ist.
V. Freilich kann man das. Denn diese Pilze ganz allein bewirken das
Sauerwerden von Milch und Bier.
F. Wie ist denn das aber möglich?
V. Ja, das ist eine drollige Geschichte. Aber die armen Pilze wollen
doch auch leben, und so wirken sie denn in eigentümlicher Weise zersetzend
und umändernd auf die Stoffe ein, in denen sie sich befinden, und aus denen
sie ihre Nahrung ziehen. Der Essigpilz verwandelt so den Weingeist des
Bieres in Essigsäure oder Essig und der Milchsäurepilz den Zucker der
Milch in Milchsäure.